Die BIZ macht in ihrem aktuellen Quartalsbericht weitere Unebenheiten auf dem Weg zur Normalität aus

Pressemitteilung  | 
16. Dezember 2018

Die Finanzmärkte erfuhren im vierten Quartal 2018 eine erneute scharfe Korrektur, was eine weitere Unebenheit auf dem Normalisierungspfad der wichtigsten Zentralbanken darstellte.

Die Preise von Vermögenswerten gingen auf breiter Front zurück. Im Oktober stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen, doch dieser Anstieg kehrte sich in der Folge um, und als die Verkaufswelle risikobehafteter Vermögenswerte einsetzte, fielen sie noch tiefer. Im Dezember kam es an den Märkten zu weiteren Turbulenzen, während die Renditen erneut zurückgingen. Gemischte Signale aus der Weltwirtschaft und die graduelle, aber stetige Straffung der Finanzierungsbedingungen lösten eine Neubewertung an den Märkten aus. Neben den anhaltenden Spannungen in den Handelsbeziehungen trug auch die erhöhte politische Unsicherheit zur Flucht in sichere Anlagen bei.

"Die Marktanspannungen im vergangenen Quartal waren kein isoliertes Ereignis", sagt Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ. "Dass sich die geldpolitische Normalisierung als schwierig erweisen würde, stand außer Frage, vor allem angesichts der angespannten Handelsbeziehungen und der politischen Unsicherheit."

Der BIZ-Quartalsbericht vom Dezember 2018 befasst sich darüber hinaus:

  • Mit der Frage, wo sich Nicht-US-Banken ihre US-Dollar-Refinanzierungen im Umfang von $ 12,8 Bio. beschaffen und wer diese Mittel bereitstellt. Ein hoher Anteil an Dollarmitteln wird zwar immer noch von Gebietsansässigen der USA bereitgestellt, doch die Bedeutung der US-Niederlassungen und -Tochtergesellschaften von Nicht-US-Banken hat abgenommen. Dies könnte Konsequenzen für die Verfügbarkeit von Dollarmitteln im Falle eines Engpasses haben.

"Angesichts der zentralen Rolle des Dollars als Leitwährung für das globale Bankensystem können die sich verändernden Muster bei der Bereitstellung von Dollarfinanzierungen Aufschluss darüber geben, wie sich die Finanzierungsbedingungen wandeln und wie anfällig sie für eine Stimmungsänderung sind", sagt Hyun Song Shin, Volkswirtschaftlicher Berater und Leiter Wirtschaftsforschung bei der BIZ. 

  • Mit der Frage, wie der Ausfall eines einzigen Händlers unlängst bei einer zentralen Gegenpartei in Schweden und den Clearing-Mitgliedern zu einem außerordentlichen Verlust von über € 100 Mio. führen konnte. Dies macht deutlich, wie wichtig Sicherheitsvorkehrungen und ein langfristig ausgerichtetes Risikomanagement sind.
  • Mit der Sensitivität von Indizes der Finanzierungsbedingungen gegenüber Aktienkursen. Selbst Indizes, in denen Aktienbewertungen nicht stark gewichtet sind, können die stimulierende Wirkung von Leitzinssenkungen auf die Wirtschaftstätigkeit überzeichnen.
  • Mit den Risiken von aktienbesicherten Finanzierungen, bei denen wichtige Aktionäre oder Manager von börsennotierten Unternehmen gegen Verpfändung ihrer Aktien Kredit erhalten. Diese Art der Kreditaufnahme hatte sich in China stark ausgeweitet, ging aber 2018 wieder zurück, als die Risiken und die Kursverluste am chinesischen Aktienmarkt zunahmen. 

Vier Feature-Artikel befassen sich mit Entwicklungen in der Weltwirtschaft und an den Märkten:

  • Eugenio Cerutti (IWF), Catherine Koch und Swapan-Kumar Pradhan (BIZ)* zeigen, dass Banken aus aufstrebenden Volkswirtschaften, die ihre Kreditvergabe an Schuldner in anderen aufstrebenden Volkswirtschaften stark erhöht haben, diese Kredite zumeist nicht vom Hauptsitz aus, sondern über Tochtergesellschaften im Ausland vergeben. In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern stellen Banken aus aufstrebenden Volkswirtschaften mehr als die Hälfte der grenzüberschreitenden Kredite an Nichtbanken bereit. Diese Kredite machen zuweilen mehr als 25% des BIP aus. Aufstrebende Volkswirtschaften mit größeren Bankensystemen sind tendenziell Mittelempfänger am grenzüberschreitenden Interbankmarkt, während aufstrebende Volkswirtschaften mit kleineren Bankensystemen in der Regel Mittelgeber sind.
  • Umar Faruqui, Wenqian Huang und Előd Takáts (BIZ)* untersuchen die engen Wechselbeziehungen zwischen systemrelevanten Banken und zentralen Gegenparteien an den außerbörslichen Derivatmärkten. Mit der gestiegenen Bedeutung des zentralen Clearings hat sich die Konzentration dieser Märkte verstärkt. Während das zentrale Clearing das Finanzsystem insgesamt widerstandsfähiger macht, führen diese Wechselbeziehungen möglicherweise unter bestimmten Umständen zu größeren Anspannungen. Aus diesem Grund ist es wichtig, Risiken bei Banken und bei zentralen Gegenparteien gemeinsam statt isoliert zu betrachten.
  • Robert McCauley (BIZ)* zufolge sind die Investitionen europäischer Banken in hypothekenbesicherte Wertpapiere der USA eine plausiblere Erklärung für den Boom am US-Wohnimmobilienmarkt vor 2008 und den nachfolgenden Bust als die Käufe von US-Staatsanleihen durch asiatische Länder. Europäische Banken kauften nicht nur riskante US-Hypothekenanleihen, sondern bündelten sie und verkauften die entsprechenden Produkte auch aktiv über ihre in den USA ansässigen Wertpapierhäuser.
  • Claudio Borio, Mathias Drehmann und Dora Xia (BIZ)* untersuchen, ob Näherungsgrößen für den Finanzzyklus ein nützliches Instrument für die Einschätzung des Rezessionsrisikos sein können, weil Finanzbooms tendenziell eine Verlangsamung des Wachstums einleiten. Es zeigt sich, dass diese Näherungsgrößen sowohl in fortgeschrittenen als auch in aufstrebenden Volkswirtschaften wertvolle Informationen zum Rezessionsrisiko liefern, selbst drei Jahre im Voraus. Zudem liefern sie in der Regel bessere Ergebnisse als die Neigung der Zinsstrukturkurve, die ein sehr beliebter Indikator für den Konjunkturzyklus ist. 
 

* Namentlich gezeichnete Artikel geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit dem Standpunkt der BIZ deckt.


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