BIZ-Quartalsbericht, Dezember 2018

Weitere Unebenheiten auf dem Weg zur Normalität

BIS Quarterly Review  | 
16. Dezember 2018

On-the-Record-Kommentare von Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung, und Hyun Song Shin, Volkswirtschaftlicher Berater & Leiter Wirtschaftsforschung, anlässlich der Medienorientierung am 14. Dezember 2018.

Internationales Bankgeschäft und internationale Finanzmärkte

Im Berichtszeitraum - der Mitte September begann - verzeichneten die Finanzmärkte starke Schwankungen, was letztlich zu einer deutlichen Korrektur führte. Die Vermögenspreise gingen auf breiter Front zurück. Im Oktober stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen, doch dieser Anstieg kehrte sich in der Folge um, und als die Verkaufswelle risikobehafteter Vermögenswerte einsetzte, fielen sie noch tiefer. Die Volatilität und die Laufzeitprämien schnellten in die Höhe. Im Dezember kam es an den Märkten zu weiteren Turbulenzen, während die Renditen erneut zurückgingen. Gemischte Signale aus der Weltwirtschaft und die graduelle, aber stetige Straffung der Finanzierungsbedingungen lösten eine Neubewertung an den Märkten aus. ...

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Wie refinanzieren sich Nicht-US-Banken für ihre hohe Kreditvergabe in US-Dollar? Traditionell waren ihre Niederlassungen und Tochtergesellschaften in den USA eine wichtige Quelle von Dollarrefinanzierungen, aber die Bedeutung dieser verbundenen Unternehmen ist gesunken. Stattdessen nehmen Nicht-US-Banken Dollar zunehmend in dem Land auf, in dem sie ihren Hauptsitz haben. Grenzüberschreitende Verbindlichkeiten spielen dabei eine wichtige Rolle, was bedeutet, dass das Land, in dem die Mittel aufgenommen werden, nicht dem Standort des Mittelgebers entspricht. Insgesamt stellen Gebietsansässige der USA einen größeren Anteil an Dollarfinanzierungen zur Verfügung als in den USA ansässige Niederlassungen und Tochtergesellschaften von Auslandsbanken. ...

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Features

Die wachsende Bedeutung von Banken aus aufstrebenden Volkswirtschaften für das internationale Bankensystem

In diesem Artikel wird die Rolle von Banken aus aufstrebenden Volkswirtschaften im globalen Bankensystem untersucht. In den vergangenen zehn Jahren ist das grenzüberschreitende Geschäft von Banken aus aufstrebenden Volkswirtschaften stärker gewachsen als dasjenige von Banken aus fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Dies war hauptsächlich die Folge enger werdender Kreditbeziehungen zwischen aufstrebenden Volkswirtschaften: Oft erfolgt mehr als die Hälfte der grenzüberschreitenden Kreditaufnahme in aufstrebenden Volkswirtschaften zwischen diesen Ländern. Zumeist vergeben Banken aus aufstrebenden Volkswirtschaften grenzüberschreitende Kredite an Schuldner in anderen aufstrebenden Volkswirtschaften über ihre Tochtergesellschaften im Ausland. Am grenzüberschreitenden Interbankmarkt sind aufstrebende Volkswirtschaften mit höher entwickelten Bankensystemen tendenziell Nettokreditnehmer, während aufstrebende Volkswirtschaften mit weniger entwickelten Bankensystemen in der Regel Nettokreditgeber sind.

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Die Finanzkrise von 2008: transpazifisch oder transatlantisch?

Untersucht werden zwei Hypothesen, die Kapitalzuflüsse als Grund für die Finanzkrise in den USA 2008 ausmachen. Nach der Hypothese einer asiatischen Ersparnisschwemme ("savings glut") haben Nettokapitalströme in High-Grade-Staatsanleihen der USA aus Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen zum Boom und Bust des Wohnimmobilienmarktes geführt. Ein Ersparnisüberhang gegenüber Investitionen im Ausland führte demnach in den USA zu einem Überhang an Investitionen gegenüber Ersparnissen. Dagegen besagt die Hypothese der steigenden grenzüberschreitenden Kreditvergabe europäischer Banken ("banking glut"), dass Bruttokapitalströme in Anleihen des privaten Sektors zum Boom geführt haben. Dieser Hypothese zufolge ermöglichte eine Erhöhung des Fremdkapitalhebels durch europäische Banken eine höhere Verschuldung von privaten Haushalten in den USA. Von den beiden Hypothesen liefern die Bruttokapitalzuflüsse aus Europa eine bessere Erklärung für die Trends des US-Hypothekenmarktes hin zu privatem Kreditrisiko, variablen Zinssätzen und engen Spreads. Noch wichtiger ist, dass europäische Banken nicht nur in hypothekenbesicherte Wertpapiere der USA investierten, sondern selbst solche Produkte ausgaben. Ihre in den USA ansässigen Wertpapierhäuser hielten in der Tat riesige Bestände an solchen Wertpapieren. Darüber hinaus stellten europäische Banken infolge der Erhöhung ihres Fremdkapitalhebels auch Kredite bereit, die den Boom der Wohnimmobilienmärkte in Irland und Spanien befeuerten. Diese Erkenntnisse stützen die Hypothese der steigenden Kreditvergabe europäischer Banken als Erklärung für die Finanzkrise in den USA.

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Finanzzyklus und Rezessionsrisiko

Ein Finanzboom kann in einer Krise münden. Selbst wenn es nicht so weit kommt, schwächt er in der Regel das Wirtschaftswachstum. Können Finanzbooms Informationen zum Rezessionsrisiko liefern, obwohl sie sich sehr langsam aufbauen? Untersucht wird in diesem Artikel der Prognosewert verschiedener Näherungsgrößen für den Finanzzyklus im Vergleich zum Prognosewert der Zinsstruktur, eines beliebten Rezessionsindikators. Im Gegensatz zu einem Großteil der Fachliteratur deckt die vorliegende Analyse eine umfangreiche Stichprobe von fortgeschrittenen und aufstrebenden Volkswirtschaften ab. Es zeigt sich, dass Messgrößen des Finanzzyklus im Allgemeinen wertvolle Informationen liefern und in der Regel treffsicherer sind als die Zinsstruktur.

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Risiken des Clearings an außerbörslichen Derivatmärkten: Wechselbeziehungen zwischen zentralen Gegenparteien und Banken

Systemrelevante Banken und zentrale Gegenparteien interagieren an stark konzentrierten außerbörslichen Derivatmärkten. Mit der Analyse der Wechselbeziehungen zwischen diesen beiden Gruppen von Akteuren sollen die endogenen Interaktionen in Stressphasen beleuchtet werden. Da diese Interaktionen zu destabilisierenden Rückkopplungen führen können, sollten die Risiken bei Banken und bei zentralen Gegenparteien gemeinsam statt isoliert betrachtet werden.

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