BIZ-Quartalsbericht, Dezember 2017

BIS Quarterly Review  | 
3. Dezember 2017

BIZ-Quartalsbericht vom Dezember 2017: Straffungsparadox erinnert an das berühmte "Zinsrätsel"

On-the-Record-Kommentare von Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung, und Hyun Song Shin, Volkswirtschaftlicher Berater & Leiter Wirtschaftsforschung, anlässlich der Medienorientierung am 1. Dezember 2017.

Internationales Bankgeschäft und internationale Finanzmärkte

Die Märkte und die Realwirtschaft setzten im Berichtszeitraum, der Anfang September begann, ihre seit einem Jahr andauernde starke Erholung fort. In einem Umfeld, das von einem weiter synchron verlaufenden kräftigen Aufschwung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften, einem weitgehend soliden Wachstum in den aufstrebenden Volkswirtschaften und insbesondere einem allgemein fehlenden Inflationsdruck geprägt war, verbesserten die globalen Märkte für Vermögenswerte ihre seit Jahresbeginn erzielte Spitzenperformance weiter, während die ... More...
Mit internationalen Kreditrisikotransfers übertragen Banken ihre Länderengagements von einem Gegenparteiland auf ein anderes. Risikotransfers erfolgen beispielsweise mit von Mutterunternehmen oder Dritten gewährten Garantien, Kreditderivaten (erworbenen Absicherungen) oder Sicherheiten. Es handelt sich dabei also um bedingte Forderungen, die erst dann entstehen, wenn ein unmittelbarer Kreditnehmer seine Schulden nicht ... More...

Features

Gibt es einen Schuldendienstkanal der geldpolitischen Transmission?
Frühere Forschungsarbeiten haben die Auswirkungen der Schuldendienstquoten des privaten Sektors - definiert als Zins- und Tilgungszahlungen im Verhältnis zum Einkommen - auf die mittelfristige gesamtwirtschaftliche Entwicklung untersucht. Basierend auf einer Analyse von 18 Volkswirtschaften wird in diesem Artikel aufgezeigt, dass geldpolitische Schocks ihrerseits bedeutenden Einfluss auf die Schuldendienstquoten haben. Eine Straffung der Geldpolitik führt zu einem beträchtlichen und dauerhaften Anstieg der Schuldendienstquoten, da der Anstieg der effektiven Schuldzinsen höher ausfällt als der Rückgang des Verschuldungsgrads. Zudem ist der Einfluss geldpolitischer Schocks auf die Schuldendienstquoten - wie auch auf das Wachstum, das Preisniveau, die Wohnimmobilienpreise und die Kreditvergabe - in hochverschuldeten Ländern wesentlich größer. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Schuldendienstkanal der geldpolitischen Transmission existiert. More in English...
Die Reagibilität der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auf Schocks hängt vom Umfang und der Zinsreagibilität (Duration) des Schuldenstands privater Haushalte ab. Auch die Liquidität der mit den Schulden finanzierten Vermögenswerte spielt eine wesentliche Rolle. Wenn sich die bestehende Schuldenlast auf Haushalte mit begrenztem Zugang zu Kreditmitteln oder wenig Möglichkeiten zur eigenen Absicherung konzentriert, dürften die Ausgabenanpassungen der Haushalte stärker ausfallen. Der Zusammenhang zwischen der Verschuldung privater Haushalte und der Reagibilität der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage wirkt sich auf die Wirtschafts- und die Finanzstabilität aus. Die Bilanzen von Finanzinstituten können sowohl durch direkte als auch durch indirekte Engagements gegenüber Privathaushalten unter Druck geraten. Aus der Perspektive der makroökonomischen Stabilität spielt der geldpolitische Transmissionsmechanismus eine zentrale Rolle. In einer hochverschuldeten Volkswirtschaft können die durch Zinserhöhungen ausgelösten kontraktiven Effekte stärker sein als die durch Zinssenkungen bewirkten expansiven Impulse. Diese Überlegungen deuten darauf hin, dass die gegenwärtigen makroprudenziellen Maßnahmen den künftigen geldpolitischen Spielraum vergrößern könnten. More...

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