BIZ-Quartalsbericht, September 2016
BIS Quarterly Review
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18. September 2016
BIZ-Quartalsbericht vom September 2016: Dissonanz an den Märkten?
On-the-Record-Kommentare von Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung, und Hyun Song Shin, Volkswirtschaftlicher Berater & Leiter Wirtschaftsforschung, anlässlich der Medienorientierung am 16. September 2016.
Internationales Bankgeschäft und internationale Finanzmärkte
Nach zwei Quartalen, in denen die Volatilität immer wieder sprunghaft angestiegen war, verstärkten die Zentralbanken in den letzten Monaten ihren Einfluss auf die Finanzmärkte. Die Märkte erwiesen sich gegenüber einer Reihe möglicher negativer politischer Entwicklungen als widerstandsfähig. Dennoch stand die Frage im Raum, ob die Konstellation der Vermögenspreise die zugrundeliegenden Risiken präzise wiedergab. Angesichts moderater, aber anhaltender Anzeichen einer Erholung des Weltwirtschaftswachstums sowie der konjunkturfördernden Geldpolitik schien die Risikobereitschaft der Anleger im Berichtszeitraum wieder zuzunehmen. Infolgedessen ging die Volatilität an den Finanzmärkten zurück, die ... More...
Im ersten Quartal 2016 erhöhten sich die internationalen Bankforderungen (grenzüberschreitende Forderungen zuzüglich Inlandsforderungen in Fremdwährung) erstmals seit Ende März 2015. Im Vorjahresvergleich nahmen die internationalen Bankforderungen jedoch um 4,5% ab, bedingt durch eine Schrumpfung der Interbankforderungen um 8% in den zurückliegenden 12 Monaten. Der Bestand an internationalen Schuldtiteln stieg angesichts eines positiven Nettoabsatzes im ersten und zweiten Quartal 2016 weiter an. Ende des zweiten Quartals 2016 lag der Bestand an internationalen Schuldtiteln um 2,1% über dem entsprechenden Vorjahreswert. Die Jahreswachstumsrate sowohl von grenzüberschreitenden US-Dollar-Krediten an Schuldner außerhalb der USA als auch ... More...
Statistische Initiativen
In enger Zusammenarbeit mit Zentralbanken und internationalen Organisationen verbessert die BIZ regelmäßig ihr Angebot an Statistiken, mit dem sie Währungs- und Finanzstabilitätsanalysen unterstützt. Ein Teil dieser Arbeit wird im Rahmen der von den G20-Ländern unterstützten internationalen Initiative zur Behebung von Datenlücken (Data Gaps Initiative, DGI) geleistet. In dieser Ausgabe des Quartalsberichts führt die BIZ neue Statistiken in folgenden Bereichen ein: - Detailliertere Angaben in der standortbezogenen Bankgeschäftsstatistik zur geografischen Verteilung von ... More...
Features
Der Zusammenbruch der gedeckten Zinsparität und die Basis von Währungsswaps
Die gedeckte Zinsparität ist quasi ein physikalisches Gesetz für die internationale Finanzwelt. Allerdings wurde es seit der Großen Finanzkrise systematisch verletzt. Besonders rätselhaft ist, dass dies auch noch nach 2014 der Fall war, als die Banken ihre Bilanzen gestärkt und wieder leichten Zugang zu Finanzierungen hatten. In diesem Feature wird eine mögliche Interpretation des Zusammenbruchs der gedeckten Zinsparität vorgestellt, die eine Kombination von der Nachfrage nach Absicherungen und größeren Einschränkungen bei Arbitragegeschäften in den Mittelpunkt stellt. Diese Arbitrage-Einschränkungen wiederum sind auf ein strengeres Risikomanagement der Banken und einen geringeren Handlungsspielraum in ihren Bilanzen zurückzuführen. Belege für diese Interpretation sind sowohl in den verschiedenen Währungen als auch im Zeitverlauf zu finden. More in English...
Devisenmarktinterventionen in den aufstrebenden Volkswirtschaften: Was hat sich geändert?
Seit der Großen Finanzkrise sind die aufstrebenden Volkswirtschaften am Devisenmarkt aktiver geworden. Die wachsende Verschuldung in US-Dollar und eine stärkere Exponiertheit gegenüber globalen Finanzierungsströmen beeinflussen Fremdwährungsnachfrage und -angebot. Dadurch ist die Finanzstabilität zu einem immer wichtigeren Beweggrund für Devisenmarktinterventionen geworden. Die größere Bedeutung von Finanzstabilitätsüberlegungen zeigt sich in den Anpassungen bei Interventionstaktik und -instrumenten. Zeitnahe Interventionen können die Liquidität am Devisenmarkt wirksam verbessern, und der Aufbau von Währungsreserven erhöht die Glaubwürdigkeit dieser Interventionen in Ländern mit niedriger Bonitätseinstufung. Da die Bestandshaltekosten von Währungsreserven gestiegen sind, könnte für Länder mit höherer Bonitätseinstufung ein Anreiz bestehen, ihre Bestände an Währungsreserven zu verringern. More in English...
Inländische Finanzmärkte und Mittelaufnahme durch Anleiheemissionen im Ausland
Unternehmen in aufstrebenden Volkswirtschaften haben ihre Anleiheemissionen an Offshore-Märkten nach der Großen Finanzkrise deutlich aufgestockt. Dagegen ist der Anstieg der ausländischen Anleiheemissionen von Unternehmen in fortgeschrittenen Volkswirtschaften geringer. Eine empirische Analyse lässt darauf schließen, dass der geringere Entwicklungsstand der Finanzmärkte in aufstrebenden Volkswirtschaften die dortigen Unternehmen veranlasst haben könnte, vermehrt Anleihen im Ausland zu begeben, da die Kosten für Auslandsfinanzierungen gesunken sind. Offenbar nutzen Unternehmen die Erträge aus Anleiheemissionen im Ausland, um ihre Bestände an kurzfristigen Aktiva zu erhöhen. Dies könnte Risiken für die Finanzstabilität bedeuten. More in English...
Die quantitative Lockerung der EZB und die grenzüberschreitende Bankkreditvergabe in Euro
Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass die Währungsverteilung der grenzüberschreitenden Kreditvergabe die internationalen Spillover-Effekte der Geldpolitik beeinflusst. Während sich die wissenschaftliche Literatur bisher hauptsächlich mit dem US-Dollar befasst hat, konzentriert sich dieser Artikel auf den Euro. Es zeigt sich, dass die quantitative Lockerung der EZB im Januar 2015 einen größeren positiven Effekt auf die grenzüberschreitenden Bankkredite hatte, wenn der Anteil an in Euro denominierten Bankforderungen bei dem betreffenden Kreditgeber-Schuldner-Paar höher war. Dieser Effekt war bei Krediten an fortgeschrittene Volkswirtschaften außerhalb des Euro-Raums besonders ausgeprägt. Bei grenzüberschreitenden Krediten an Schuldner in aufstrebenden Volkswirtschaften dagegen war der Effekt nicht signifikant. More in English...