Handelsstreit und Unsicherheit trüben die Weltwirtschaft: BIZ
- Die erhöhte politische Unsicherheit und die sich verschlechternden Handelsbeziehungen haben die Wachstumsaussichten geschwächt, während bestehende Schwächen struktureller Natur die Risiken verstärken und Volkswirtschaften anfälliger für Inflationsdruck machen.
- Während sich die Zentralbanken auf Preisstabilität konzentrieren, sollten Regierungen Strukturreformen anstossen und die öffentlichen Finanzen nachhaltig gestalten, um das Wachstum zu fördern und für zukünftige Aufgaben gewappnet zu sein.
- Die wachsende Bedeutung von Nichtbanken, einschliesslich ihrer grösseren Rolle in der Finanzierung von Staatsschulden, führt zu einer stärkeren internationalen Transmission von lokalen Veränderungen in den Finanzierungsbedingungen sowie zu Risiken für die Finanzstabilität.
Spannungen im Welthandel und erhöhte Unsicherheit trüben die Aussichten für Wachstum und Inflation und könnten tiefere Verwerfungen in der Weltwirtschaft und im Finanzsystem offenbaren, so die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in ihrem jährlichen Wirtschaftsbericht. Sie forderte die politischen Entscheidungsträger auf, als stabilisierende Kraft zu wirken.
Der Jahreswirtschaftsbericht 2025 der BIZ kommt zu dem Schluss, dass die Aussichten für die Weltwirtschaft in den letzten Monaten deutlich unsicherer und unvorhersehbarer geworden sind, da sich verschlechternde Handelsbeziehungen die Finanzmärkte erschüttern und zu einer Neugestaltung des globalen Wirtschaftssystems führen könnten.

Diese Entwicklungen vollziehen sich in einer Welt, die bereits mit wirtschaftlicher Fragmentierung, sinkender Produktivität, hoher und steigender Staatsverschuldung und einem wachsenden Einfluss schwach-regulierter Nichtbanken zu kämpfen hat. Die Politik als stabilisierende Kraft sei daher unabdingbar. Die politischen Entscheidungsträger müssen an mehreren Fronten entschlossen handeln, um Preisstabilität zu gewährleisten und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern, während gleichzeitig die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität gewahrt wird.
Der Bericht analysiert Schwachstellen in der Realwirtschaft und im Finanzsystem, darunter:
- Eine zunehmende wirtschaftliche Fragmentierung und Protektionismus, die das seit Jahrzehnten rückläufige Wirtschafts- und Produktivitätswachstums in vielen Volkswirtschaften weiter verschärfen.
- Die Folgen des Inflationsanstiegs nach der Pandemie, welche die Inflationserwartungen der Haushalte nachhaltig prägen könnten.
- Die hohe und weiter steigende Staatsverschuldung, die das Finanzsystem gegenüber Zinserhöhungen anfälliger macht und gleichzeitig die Fähigkeit der Regierungen, auf neue unerwartete Ereignisse zu reagieren, beschneidet.
Der Bericht enthält auch die Ergebnisse einer detaillierten Analyse der globalen Finanzlage. Strukturelle Veränderungen im globalen Finanzsystem, insbesondere das rasante Wachstum der Märkte für Staatsanleihen und die grössere Rolle von Nichtbanken wie Investmentfonds und Hedgefonds, haben zu einer engeren Verflechtung der Finanzmärkte geführt. Diese stärkere Vernetzung wird teilweise durch die Expansion der FX-Swap-Märkte getrieben, die es Vermögensverwaltern ermöglichen, weltweit zu investieren und gleichzeitig Währungsrisiken abzusichern.

Die Veränderungen des globalen Finanzsystems in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass sich Veränderungen in den Finanzierungsbedingungen in einem Land schneller auf andere Volkswirtschaften auswirken. Die zunehmende Bedeutung von Nichtbanken im Finanzsystem, in Verbindung mit dem Wachstum der Anleihemärkte, birgt auch Risiken für die Finanzstabilität. Institutionen und Aktivitäten, die ähnliche Risiken bergen, sollten im gleichen Masse reguliert werden.
Zu den weiteren politischen Prioritäten zählen laut der BIZ längst überfällige Strukturreformen, um die Auswirkungen des geringen Produktivitätswachstums anzugehen und die Volkswirtschaften anpassungsfähiger zu machen. Der Abbau von Handelshemmnissen würde dazu beitragen, die Kosten der Handelskonflikte auszugleichen. Die Fiskalpolitik sollte dafür sorgen, dass die öffentliche Verschuldung tragfähig ist und wieder Spielraum für die Stabilisierung der Volkswirtschaft geschaffen wird, wenn diese erforderlich ist. Die Zentralbanken wiederum müssen sich weiterhin auf die Preisstabilität konzentrieren.

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben uns deutlich vor Augen geführt, dass Preisstabilität die Grundlage für nachhaltiges Wachstum ist. Für Haushalte bedeutet Preisstabilität, dass sie sich des Werts ihres hart verdienten Geldes sicher sein können, und dass ihre Ersparnisse von heute auch morgen noch ihren Wert behalten. Stabile Preise schaffen die Grundlage dafür, dass Familien zuversichtlich für die Zukunft planen, Unternehmen investieren und wachsen und Volkswirtschaften florieren können. In Zeiten erhöhter Unsicherheit ist es besonders wichtig, diese Grundlage zu erhalten.
Ein Sonderkapitel mit dem Titel "Das Geld- und Finanzsystem der nächsten Generation" wurde bereits am 24. Juni veröffentlicht.
Die BIZ veröffentlicht heute auch ihren Jahresbericht 2024/25. Darin werden die Erfolge der jüngsten mittelfristigen Strategie der BIZ, Innovation BIS 2025, hervorgehoben und aufgezeigt, wie die BIZ ihre Stakeholder im Laufe des Jahres unterstützt hat.