BIZ-Quartalsbericht September 2017: Verbesserte Aussichten und niedrige Inflation beleben die Risikoübernahme

Pressemitteilung  | 
17. September 2017

Die Inflation ist trotz verbesserter Wirtschaftsaussichten niedrig. Dies hat in den vergangenen Monaten den Märkten Auftrieb verliehen und die Erwartung einer langsameren Straffung der Geldpolitik in den wichtigsten Volkswirtschaften gestützt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Risikoübernahme zugenommen hat, beispielsweise die engeren Kreditrisikoaufschläge, das lebhaftere Carry-Trade-Geschäft und die gelockerten Anleihekonditionen.

"All dies macht deutlich, wie wichtig es ist, das Ausbleiben der Inflation zu verstehen, denn die Inflation ist der Leitstern der Zentralbanken", sagt Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung.

Weitere Schwerpunkte des BIZ-Quartalsberichts vom September 2017:

  • Der Anstieg der internationalen Schuldtitelemissionen hat sich im ersten Halbjahr 2017 beschleunigt: Ihr Gesamtvolumen erhöhte sich auf $ 22,7 Bio. Der ausstehende Bestand an Bankschuldtiteln verzeichnete das schnellste Wachstum seit sechs Jahren.
  • In einer Reihe von Ländern blieb das Verhältnis Kreditvolumen/BIP deutlich über dem langfristigen Trendniveau und trat häufig zeitgleich mit einer erheblichen Immobilienpreislücke auf. Ein Grund dürfte die Kreditnachfrage von Bauträgern für von ihnen finanzierte Bauprojekte sein.
  • Die ausstehenden Staatsschuldtitel aufstrebender Volkswirtschaften haben sich seit 2007 verdoppelt und betrugen Ende 2016 $ 11,7 Bio. Gemessen am BIP stieg die Staatsverschuldung in diesem Zeitraum von 41% auf 51%. Die staatliche Kreditaufnahme in den aufstrebenden Volkswirtschaften erfolgt vorwiegend für längere Laufzeiten, zu festen Zinssätzen und in Landeswährung. Damit gleicht sie immer mehr der Kreditaufnahme in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften.
  • Es wurden neue Statistikinitiativen ergriffen, um das Fremdwährungsrisiko von Ländern zu bewerten. Ab sofort veröffentlicht die BIZ regelmäßig Daten zu den grenzüberschreitenden Krediten und Einlagen aufgeschlüsselt nach Währung. Bankkredite und Schuldtitel können kombiniert werden, um den Aufbau von Fremdwährungsschulden insgesamt zu schätzen. Länderspezifische Schätzungen der Gesamtkreditvergabe in US-Dollar, Euro und Yen liefern einen besseren Maßstab für die Fremdwährungsschulden von Kreditnehmern eines bestimmten Landes und für dessen Anfälligkeit gegenüber Wechselkursschwankungen. Überdies veröffentlicht die BIZ neue Datenreihen zu Leitzinssätzen von Zentralbanken und zu Wechselkursen.

In den Feature-Artikeln werden aktuelle Themen behandelt, die die globalen Märkte und die Wirtschaft betreffen:

  • Claudio Borio, Robert McCauley und Patrick McGuire (BIZ)* befassen sich mit der Verschuldung aufgrund der Kreditaufnahme durch Devisenswaps und -termingeschäfte - einem fehlenden Element in der Analyse von Risiken für die Finanzstabilität. Die Autoren schätzen den Umfang, die Verteilung und die Verwendung dieser nicht berücksichtigten Schulden und ziehen Schlussfolgerungen für die Finanzstabilität. Die außerbilanziellen Dollarschulden von Nichtbanken außerhalb der USA dürften ihre bilanzwirksamen Dollarschulden in Höhe von $ 10,7 Bio. noch übersteigen (Stand erstes Quartal 2017). Diese nicht berücksichtigten Schulden sind mit Devisen abgesichert, weisen meist eine kurze Laufzeit auf und dienen wahrscheinlich in der Regel als Absicherung von Fremdwährungsrisiken in Mittelflüssen und in der Bilanz. Dennoch kann die Refinanzierung kurzfristiger Absicherungen für langfristige Aktiva in Stressphasen zu Finanzierungs- und Liquiditätsproblemen führen bzw. diese verschärfen.
    "Die vorliegende Analyse beziffert erstmals den Umfang der Dollarschulden, die nicht in der Bilanz erscheinen. Sie schließt eine Informationslücke in Bezug auf das Liquiditätsrisiko, das von Finanzinstituten ausgeht, die Geschäfte in verschiedenen Währungen tätigen", so Hyun Song Shin, Volkswirtschaftlicher Berater und Leiter Wirtschaftsforschung.
  • Morten Bech (BIZ) und Rodney Garratt (UCSB)* zeigen auf, wie Zentralbanken Blockchain-basierte digitale Währungen schaffen und einsetzen könnten. Sie unterscheiden zwischen zwei Arten potenzieller Kryptowährungen von Zentralbanken - einer für Privatkundengeschäfte und einer für Großbetragszahlungen - und vergleichen sie mit bestehenden Zahlungsmitteln.
  • Codruta Boar, Leonardo Gambacorta, Giovanni Lombardo und Luiz Pereira da Silva (BIZ)* stellen fest, dass Länder, die häufig makroprudenzielle Instrumente einsetzen, tendenziell ein stärkeres und stabileres Wirtschaftswachstum verzeichnen. Ad-hoc-Interventionen dagegen könnten wachstumshemmend wirken.
  • Torsten Ehlers und Frank Packer (BIZ)* argumentieren, dass einheitlichere Standards für sog. Green Bonds - Instrumente zur Finanzierung von Investitionen, die der Umwelt oder dem Klima zugutekommen - die Entwicklung dieses Marktes beleben könnten. Obwohl Anleger zum Zeitpunkt der Emission zertifizierter "grüner Anleihen" im Durchschnitt offenbar einen Aufschlag gegenüber konventionellen Anleihen zahlen, liegt die Performance dieser Instrumente am Sekundärmarkt im Allgemeinen nicht unter der Performance konventioneller Anleihen.
 

* Namentlich gezeichnete Artikel geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit dem Standpunkt der BIZ deckt.