Es ist Zeit, aus dem Schatten der Krise herauszutreten, sagt die BIZ in ihrem 84. Jahresbericht

Pressemitteilung  | 
29. Juni 2014

Es brauche einen neuen politischen Kompass, damit die Weltwirtschaft aus dem Schatten der Großen Finanzkrise heraustreten könne, schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem heute veröffentlichten 84. Jahresbericht. In ihrer wichtigsten Analyse zur Wirtschaftsentwicklung des vergangenen Jahres mahnt die BIZ zu Anpassungen bei den gegenwärtigen Maßnahmen und beim politischen Handlungsrahmen, um wieder zu einem nachhaltigen und ausgewogenen Weltwirtschaftswachstum zurückzukehren.

Die BIZ hält fest, dass die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr ermutigende Entwicklungen aufwies, dass die missliche Lage seit der Krise aber noch nicht überwunden sei. Die Investitionen seien weiterhin verhalten, ungeachtet sowohl eines aggressiven und allgegenwärtigen Renditestrebens - mit Volatilität und Renditenaufschlägen nahe bei historischen Tiefständen - als auch einer ungewöhnlich lockeren Geldpolitik. Die Verschuldung steige sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor nach wie vor, während das Produktivitätswachstum seinen langfristigen Abwärtstrend fortsetze. Es sei sogar die Rede von einer außergewöhnlich langen Stagnation.

Um zu einem nachhaltigen und ausgewogenen Wachstum zurückzukehren, müsse die Politik über ihren traditionellen Fokus auf den Konjunkturzyklus hinausgehen und eine längerfristige Perspektive einnehmen, die den Finanzzyklus in den Vordergrund rückt. Strukturelle Schwachstellen und die Fehlallokation von Ressourcen wurden von kräftigen Finanzbooms verschleiert, traten erst in den nachfolgenden Abschwüngen zutage und müssten nun ernsthaft angegangen werden. Die einzige Quelle für dauerhaften Wohlstand sei eine gestärkte Angebotsseite. Geborgtes Geld darf nicht länger der wichtigste Wachstumsmotor sein, sagt die BIZ.

„Die Erholung der Weltwirtschaft bietet eine große Chance, die nicht ungenutzt bleiben sollte", heißt es im Jahresbericht.

„In den Krisenländern muss mehr Gewicht auf Bilanzsanierung und strukturelle Reformen gelegt werden und vergleichsweise weniger auf geld- und fiskalpolitische Impulse (...). In den Ländern, die von den schlimmsten Auswirkungen der Finanzkrise verschont geblieben sind und dank kräftiger Finanzbooms wachsen, sollte vermehrt darauf hingearbeitet werden, diese Booms einzudämmen und sich für einen möglichen Abschwung zu wappnen. Besonderes Augenmerk sollte auf neue Quellen von Finanzrisiken im Zusammenhang mit dem raschen Wachstum der Kapitalmärkte gelegt werden. Auch in diesen Ländern sind Strukturreformen zu wichtig, als dass sie auf die lange Bank geschoben werden könnten."

„Die missliche Lage seit der Krise", so die BIZ, „hat zu einem großen Teil die gleichen Ursachen wie die Krise selbst - sie liegen in einem kollektiven Versagen, den Finanzzyklus in den Griff zu bekommen." Um diesem Versagen ein Ende zu setzen, müssten die - fiskal-, geld- und aufsichtspolitischen - Handlungsrahmen neu ausgerichtet werden, damit die Politik in Boomphasen gezielter und anhaltender gestrafft und in Abschwungphasen weniger einschneidend und anhaltend gelockert werde. Wesentlich sei hierbei, sich des starken Einflusses bewusst zu sein, den die Geldpolitik auf die Risikoübernahme haben könne - sowohl innerhalb eines Landes als auch grenzüberschreitend. Eine Politik, die über aufeinanderfolgende Konjunktur- und Finanzzyklen nicht ausreichend symmetrisch sei, könne in eine Lockerungstendenz münden, die mit der Zeit paradoxerweise dazu führe, dass die Weltwirtschaft auf Dauer instabil und schwach werde und dass die Politik kaum mehr Handlungsspielraum habe.

In ihrem Jahresabschluss, der ebenfalls im Jahresbericht enthalten ist, weist die BIZ per 31. März 2014 eine Bilanzsumme von SZR 222,5 Mrd. (bzw. $ 343,8 Mrd.) und einen Reingewinn von SZR 419,3 Mio. (bzw. $ 647,9 Mio.) aus.