BIZ: ordentliche Generalversammlung und 74. Jahresbericht

Pressemitteilung  | 
27. Juni 2004

„Stärkeres Wachstum setzt ein“, erklärt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem heute veröffentlichten Jahresbericht. Praktisch überall ausser im Euro-Raum übertraf das Wirtschaftswachstum die Prognosemittelwerte von vor einem Jahr deutlich, unterstützt von ungewöhnlich starken fiskal- und geldpolitischen Impulsen. Bisher hat sich der Verbraucherpreisanstieg nicht besorgniserregend beschleunigt, wenngleich sich die Produktionslücken in einigen Ländern verringern. Die entscheidende Herausforderung wird im Konjunkturaufschwung darin bestehen, die Geld- und Fiskalpolitik zu straffen, ohne eine Weltwirtschaft, die immer noch Ungleichgewichte aufweist, zu destabilisieren.

Nout Wellink, Präsident der Bank, sprach vor Vertretern von über 100 Zentralbanken und internationalen Organisationen, die an der ordentlichen Generalversammlung der BIZ in Basel, Schweiz, teilnahmen. Er erklärte: „Es zeichnet sich derzeit kein allgemeiner Preisauftrieb ab, der eine beträchtliche geldpolitische Straffung erfordern würde. ... Der zügige Anstieg der Rohstoffpreise ist vielleicht die sichtbarste Bedrohung für die weltweite Preisstabilität.“

Ausserdem hielt Wellink fest, dass die Finanzindustrie den geldpolitischen Lockerungseffekt verstärkt haben dürfte, indem sie z.B. die Kreditvergabe an die privaten Haushalte ausweitete. Dies dürfte wiederum zum Preisdruck an den Märkten für Wohneigentum beigetragen haben. Die Anleger sahen sich wohl auch veranlasst, sich günstig kurzfristige Mittel auszuleihen, um den Erwerb längerfristiger oder spekulativerer Titel zu finanzieren.

Hinsichtlich der massiven Interventionen, die insbesondere Zentralbanken in Asien im letzten Jahr zur Abwendung einer Währungsaufwertung vornahmen, sagte Wellink, dass sich die Wechselkurse nunmehr abrupter verändern könnten, als wenn zuvor grössere Flexibilität zugelassen worden wäre. Die asiatischen Währungsbehörden seien nun wichtige Akteure an den Märkten für erstklassige US-Dollar-Anleihen, und daher seien sowohl die Wechselkurse als auch die Zinssätze in den Industrieländern anfällig gegenüber potenziellen wirtschaftspolitischen Kursänderungen.

Die Wirtschaftsaussichten seien zwar gegenwärtig ausgezeichnet, doch seien die weltweiten Ungleichgewichte zu gross. Wenn mittelfristig stabile Verhältnisse gewahrt werden sollten, könne die Ausrichtung nicht so expansiv bleiben. „Risiken, die derzeit vielleicht erst mittelfristig relevant scheinen, könnten allzu schnell akut werden und den Handlungsspielraum der Wirtschaftspolitik erheblich einengen.“

BIZ-Generaldirektor Malcolm Knight berichtete über die Tätigkeit der Bank. Die Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden und die Offenlegung seien der internationalen Entwicklung angenähert worden. Die Bilanzsumme der Bank sei vor dem Hintergrund von allgemeiner Unsicherheit und umfangreichen Devisenmarktinterventionen kräftig gestiegen. „Die Währungseinlagen aus Asien haben besonders deutlich zugenommen und machen nunmehr fast die Hälfte aller Einlagen aus.“ In ihrem Jahresabschluss weist die Bank per 31. März 2004 eine Bilanzsumme von SZR 167,9 Mrd., also fast USD 249 Mrd., und einen Reingewinn von SZR 536 Mio. aus. Nach Ausschüttung der Dividende von SZR 225 je Aktie, d.h. insgesamt SZR 104 Mio., wird der verbleibende Reingewinn den Reserven zugewiesen.

Knight erwähnte ausserdem, dass im letzten Jahr sechs weitere Zentralbanken1 BIZ-Aktionäre geworden seien. "Unser Ziel ist es, die Zentralbanken und zunehmend auch die Aufsichtsinstanzen in möglichst grossem Umfang einzubeziehen", erklärte er. Zur Entwicklung einer neuen Eigenkapitalregelung durch den Basler Ausschuss für Bankenaufsicht bemerkte er: "Der erste Basler Eigenkapitalstandard ist inzwischen in über 100 Ländern gültig, und ich bin überzeugt, dass die Aufsichtsinstanzen weltweit ihre Systeme auch an Basel II anpassen werden, sobald sie die nötigen Vorbereitungen getroffen haben."

Der Jahresbericht, der Überblick und die Ansprache von Nout Wellink sind in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch auf der BIZ-Website (www.bis.org) bzw. auf Anfrage bei publications@bis.org erhältlich. Die Rede von Malcolm Knight ist auf der BIZ-Website in Englisch verfügbar.

1 Die Zentralbanken von Algerien, Chile, Indonesien, Israel, Neuseeland und den Philippinen.