BIZ-Quartalsbericht, März 2018
BIZ-Quartalsbericht vom März 2018: Rückkehr der Volatilität
On-the-Record-Kommentare von Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung, und Hyun Song Shin, Volkswirtschaftlicher Berater & Leiter Wirtschaftsforschung, anlässlich der Medienorientierung am 9. März 2018.
Internationales Bankgeschäft und internationale Finanzmärkte
An den Aktienmärkten weltweit kam es Ende Januar und Anfang Februar zu einer starken Korrektur. Nach einer kontinuierlichen, mehrere Monate andauernden Rally, die mit der besten Januar-Performance seit den 1990er Jahren geendet hatte, war die Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts mit stärker als erwartet ausgefallenen Daten zum US-Lohnwachstum der Auslöser für eine plötzliche Belebung der Marktaktivität. ...
More...Der Wirkungskanal des gemeinsamen Kapitalgebers ("common lender channel") ist ein Mechanismus, der die weltweite Ausbreitung finanzieller Schocks begünstigt. Wenn Gläubigerbanken im Epizentrum einer Krise stark engagiert sind, ziehen sie sich aus zuvor nicht betroffenen Ländern zurück. Zur Zeit der asiatischen Finanzkrise 1997 dominierten japanische Banken die Kreditvergabe an die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens. ...
More...Features
Die Verschuldung der privaten Haushalte und die internationale Verschuldung (grenzüberschreitende Verschuldung oder Schulden in Fremdwährung) sind eine mögliche Quelle von Risiken, die letztlich zu Bankenkrisen führen könnten. Dies wird im vorliegenden Artikel formell untersucht, indem die Tauglichkeit dieser Schuldkategorien als Frühwarnindikatoren für systemische Bankenkrisen bewertet wird. Es zeigt sich, dass die Verschuldung der privaten Haushalte und die internationale Verschuldung tatsächlich nützliche Informationen liefern und dass diese Informationen - für die jüngste Teilstichprobe - sogar ganz ähnlich sind wie die Informationen aus den gebräuchlicheren Variablen für die Kreditaggregate, die die BIZ regelmäßig erhebt. Noch aussagekräftiger sind diese Verschuldungsindikatoren, wenn sie mit Immobilienpreisen kombiniert werden, womit die Ergebnisse früherer Untersuchungen bestätigt werden. Eine Analyse des gegenwärtigen globalen Umfelds auf Basis der auch Immobilienpreise einbeziehenden Indikatoren weist auf zunehmende Risiken in mehreren Ländern hin.
Die zunehmende Integration der Weltwirtschaft führt zu einem wachsenden Spannungsfeld zwischen der sich verändernden Wirtschaftstätigkeit und der Art und Weise, wie sie gemessen wird - wobei versucht wird, die Messmethode mit den Veränderungen in Einklang zu bringen. Nach wie vor werden viele Maßnahmen anhand der auf nationaler Ebene gemessenen Wirtschaftstätigkeit festgelegt. Weil die untersuchte Einheit in der Regel der Wirtschaftsraum (eine "Insel") ist, wird die Wirtschaftstätigkeit somit auf der jeweiligen Insel und anhand von Transaktionen zwischen Inseln gemessen. Doch immer häufiger sind die Akteure international tätige Unternehmen mit globalen Eigentümerstrukturen, und die Wirtschaftstätigkeit ist geografisch weit gestreut. Im vorliegenden Artikel werden mehrere wichtige Aspekte untersucht, die sich aus diesem Spannungsfeld ergeben. Es wird aufgezeigt, inwieweit diese Aspekte in den Daten sichtbar sind und welche Lehren daraus gezogen werden können.
Systeme für den Massenzahlungsverkehr werden immer schneller und bequemer. Doch trotz der steigenden Nutzung elektronischer Zahlungen weltweit gibt es praktisch keine Anzeichen für eine Abkehr vom Bargeld. Bargeld ist weiterhin beliebt, und es gibt nur wenige Länder, die quasi gar kein Bargeld oder auch nur weniger Bargeld verwenden. Tatsächlich hat die Nachfrage nach Bargeld in den meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften seit Beginn der Großen Finanzkrise zugenommen. Der Grund dafür scheint in der Bedeutung von Bargeld als Wertaufbewahrungsmittel zu liegen - weil das Horten von Bargeld mit geringeren Opportunitätskosten verbunden ist - und nicht in seiner Funktion als Zahlungsmittel.
Seit der Großen Finanzkrise sind die Kurs-Buchwert-Verhältnisse vieler Banken außerordentlich niedrig. Ein Wert von weniger als 1 wird gedeutet als Ausdruck von Marktbedenken im Hinblick auf die Finanzkraft und Rentabilität der betreffenden Bank sowie als Zeichen für eine notwendige Änderung des Geschäftsmodells. Doch was bestimmt diese Bewertungen auf globaler Ebene? Und was ist der Grund für das anhaltend niedrige Niveau der Kurs-Buchwert-Verhältnisse bestimmter Banken und Länder? Im vorliegenden Artikel wird eine empirische Bewertungsmethodik vorgestellt, die auf dem immateriellen Wert von Bankaktiva und -passiva basiert. Das Modell bildet die effektiven Daten im Zeitverlauf und für die einzelnen Banken recht gut ab und legt den Schluss nahe, dass Maßnahmen, die auf traditionelle Rentabilitätsfaktoren wie beispielsweise die proaktive Steuerung notleidender Kredite abzielen, weiterhin entscheidend zur Verbesserung der Bankenbewertungen beitragen.
In diesem Artikel wird untersucht, welche Risiken die Verschuldung von Bauträgern mit sich bringt. Diese Verschuldung hat in den letzten Jahren in mehreren asiatischen Volkswirtschaften rasant zugenommen. Die betreffenden Unternehmen entscheiden sich immer häufiger gegen traditionelle Bankkredite und emittieren stattdessen Schuldtitel, die oftmals in Fremdwährung denominiert sind. Bislang war die Bauträgerverschuldung im Einzelfall zumeist niedrig, doch geben die schwache Rentabilität und das rückläufige Verhältnis zwischen Gewinn und Zinsaufwendungen Anlass zur Sorge. Die Unternehmen sind dadurch anfällig gegenüber Schocks wie einem Anstieg der Zinssätze, sinkenden Immobilienpreisen oder einer Abwertung der Landeswährung. Selbst wenn es gar nicht zu Ausfällen kommt, könnten die sich abschwächenden Fundamentaldaten der Branche wegen rückläufiger Wohnimmobilienpreise andere Teile der Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.
Passive Anlagestrategien mittels indexgebundener Investmentfonds und börsengehandelter Fonds (ETF) sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden und verdrängen kostspieligere aktive Anlagestrategien. Eine Verlagerung zugunsten passiver Anlagen könnte die Wertpapiermärkte vor allem in zweierlei Hinsicht beeinflussen. Zum einen könnte sie zu einer stärkeren Korrelation der Renditen und zu weniger wertpapierspezifischen Preisinformationen führen. Zum anderen könnte sie die Muster von Anlageströmen und die Marktpreisdynamik insgesamt verändern. In dieser Hinsicht verzeichneten aktive Investmentfonds in den jüngsten Phasen von Marktanspannungen kontinuierliche Abflüsse, während passive Investmentfonds recht stabile Anlageströme aufwiesen. Die Anlageströme in ETF waren relativ volatil; allerdings ist hier der Zusammenhang mit den zugrundeliegenden Preisen weniger deutlich als bei anderen Fondsarten.