Die Grösse des weltweiten CDS-Marktes - BIZ- und DTCC-Daten

BIS Quarterly Review  | 
7. Dezember 2009

(Auszug der Seiten 24-25 vom BIS Quarterly Review, Dezember 2009)

Die jüngsten Entwicklungen an den Märkten für Credit-Default-Swaps (CDS) haben zusätzliche CDS-Datenquellen erschlossen. Zusammen mit den schon bekannten Quellen - der ISDAMarkterhebung und der halbjährlichen Zentralbankerhebung der BIZ zum Geschäft an den ausserbörslichen Derivativmärkten - erlauben diese neuen Quellen, die weltweiten Markttrends genauer zu verfolgen. Eine viel beachtete Quelle sind die Daten der Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC) zum CDS-Geschäft. Die DTCC verwahrt Angaben zu ausserbörslichen Kreditderivatgeschäften in einer Globalsammelstelle, dem sog. Trade Information Warehouse (TIW). Darüber hinaus führt sie Verarbeitungsfunktionen nach Geschäftsabschluss aus, wie automatische Berechnung, Netting und zentrale Abrechnung von Zahlungsverpflichtungen, sowie die Abwicklung von Kreditereignissen wie etwa Insolvenzen. Im Folgenden werden die DTCC-Daten betrachtet und kurz mit den Daten der halbjährlichen Zentralbankerhebung der BIZ zu den ausstehenden CDS verglichen.

Anfang November 2008 begann die DTCC, wöchentlich aggregierte Zahlen zu veröffentlichen; damit sollte Bedenken von Marktteilnehmern hinsichtlich fehlender Transparenz an den CDSMärkten Rechnung getragen werden. Zu Anfang umfassten die Daten die Brutto- und Nettonominalbeträge ausstehender CDS-Kontrakte für die führenden 1 000 zugrundeliegenden Einzeladressenschuldner sowie alle CDS-Indizes. Im Laufe der Zeit wurden die veröffentlichten Informationen erweitert, wobei jedoch bislang keine Angaben zu Marktwerten oder Engagements zur Verfügung gestellt werden. Die DTCC-Angaben basieren auf CDS-Datenaufzeichnungen, die in der Sammelstelle registriert werden, während die BIZ-Daten auf den Meldungen der Händler an die nationalen Zentralbanken beruhen.

Ein Indikator für die Grösse der weltweiten CDS-Märkte sind die ausstehenden Bruttonominalbeträge, die sowohl in den Datenreihen der BIZ als auch in denjenigen der DTCC enthalten sind. Bei der Aufschlüsselung nach Gegenparteien wird in den BIZ-Angaben zwischen berichtenden Händlern, sonstigen Finanzinstituten und Nichtfinanzkunden unterschieden. In den DTCC-Angaben hingegen werden nur Händler und Nichthändler (Kunden) als Gegenparteien identifiziert. Um den Vergleich der Daten zu erleichtern, werden die beiden nicht berichtenden Gegenparteigruppen in der BIZ-Erhebung in einer einzigen Kategorie „Nichthändler" zusammengefasst (Grafik A links). Zusätzlich werden in die DTCC-Angaben Direktgeschäfte zwischen Kunden, die nur 0,1% des Gesamtgeschäfts ausmachen, einbezogen.

Als Erstes fällt auf, dass die DTCC- und die BIZ-Teildaten für die gesamten ausstehenden Bruttobeträge zwischen Händlern per Ende 2008 genau übereinstimmen. Dies gilt jedoch nicht für die Daten von Mitte 2009, für die die DTCC ein um 12% höheres Volumen an ausstehenden Kontrakten ausweist als die BIZ. Diese Differenz lässt sich wahrscheinlich damit erklären, dass die DTCC mehr Händler erfasst.

Die ausstehenden Beträge der Kontrakte mit Nichthändlern sind in der BIZ-Erhebung deutlich höher als die von der DTCC gemeldeten Beträge. Der Grund hierfür ist wahrscheinlich, dass CDS, die Schutz vor Kreditausfallrisiken von weniger standardisierten Kontrakten wie etwa Collateralised-Debt-Obligations (CDO) und forderungsunterlegten Wertpapieren (ABS) bieten, in der Regel nicht elektronisch bestätigt und diese CDS daher von der DTCC weniger gut erfasst werden.

Möglicherweise werden CDO und ABS jedoch künftig in den DTCC-Daten ebenfalls erfasst. Nach Instrumenten unterscheiden die von der BIZ zusammengestellten Daten zwischen CDSKontrakten auf Einzeladressen und auf mehrere Adressen. Die DTCC dagegen unterteilt die Instrumente in drei Kategorien: Kontrakte auf Einzeladressen, Kontrakte auf Kreditausfallindizes und Kontrakte auf Kreditausfalltranchen. In diesem Kasten werden Kontrakte auf Kreditausfallindizes und Kreditausfalltranchen als Kontrakte auf mehrere Adressen eingestuft. In beiden Beobachtungszeiträumen weisen die BIZ-Daten für Kontrakte auf Einzeladressen einen um etwa 60% höheren ausstehenden Betrag aus, während der Gesamtbetrag für Instrumente auf mehrere Adressen weitgehend vergleichbar erscheint (Grafik A rechts).

Insgesamt lässt das Muster der CDS-Daten nach Gegenpartei und nach Instrument darauf schliessen, dass der Hauptgrund für die Unterschiede zwischen den beiden Datenreihen der ist, dass die ausstehenden Kontrakte auf Einzeladressen, die in stärker massgeschneiderten Transaktionen zwischen Händlern und Nichthändlern (einschl. sonstiger Finanzinstitute) verwendet werden, von der BIZ, aber noch nicht von der DTCC erfasst werden.

Will man die Entwicklungen am CDS-Markt verstehen, haben die DTCC-Angaben gegenüber der halbjährlichen Erhebung der BIZ den grossen Vorteil, dass sie wöchentlich veröffentlicht werden. Dadurch kann die Marktgrösse häufiger beurteilt werden (Grafik B links). Ausserdem liefert die DTCC mehr Informationen zu den Faktoren, die zu Veränderungen der ausstehenden Beträge führen. Zunahmen wegen relativ neuer Geschäfte bzw. der nachträglichen Berücksichtigung von Altgeschäften („Backloading") werden separat ausgewiesen, während Rückgänge unterteilt werden in Kontrakte, die durch Netting vollständig oder teilweise glattgestellt werden, und in Kontrakte, die auslaufen bzw. bei denen ein Kreditereignis eintritt (Grafik B rechts). Die Zahlen für das erste Halbjahr 2009 zeigen, dass im Monatsvergleich durch Neugeschäfte und Backloading insgesamt jeden Monat etwa $ 3-7 Bio. zu den ausstehenden Beträgen hinzukamen, während die Rückgänge etwas grösser waren, hauptsächlich wegen der Glattstellung gegenläufiger Kontrakte.