Internationaler Absatz hypothekenunterlegter Anleihen

BIS Quarterly Review  | 
10. März 2009

(Auszug der Seite 25 vom BIS Quarterly Review, März 2009)

Der Absatz internationaler hypothekenunterlegter Anleihen von Industrieländern erfuhr seit Beginn der Finanzkrise Mitte 2007 drastische Schwankungen (Grafik A links). Bis zum ersten Quartal 2008 fiel er auf weniger als ein Drittel des Rekordvolumens des zweiten Quartals 2007. Im zweiten Quartal 2008 kehrte sich jedoch der Trend, hauptsächlich dank einer kräftigen Erholung des Absatzes britischer Emittenten. Im vierten Quartal erreichte der Gesamtabsatz hypothekenunterlegter Anleihen den höchsten je verzeichneten Stand; zuzuschreiben war dies der erhöhten Mittelaufnahme von Emittenten aus zahlreichen europäischen Ländern, u.a. dem Vereinigten Königreich, Spanien, Deutschland, Italien und Belgien. Der Nettoabsatz, d.h. der Absatz nach Berücksichtigung der Tilgungen, weist Ausschläge ähnlicher Grössenordnung auf.

Der Absatz britischer Emittenten schnellte hoch nach Einführung des ausserordentlichen Liquiditätsprogramms („Special Liquidity Scheme") der Bank of England im April 2008. Dieses Programm gestattete es britischen Banken (und Bausparkassen), für Laufzeiten von bis zu drei Jahren erstklassige, aber vorübergehend illiquide Aktiva wie hypothekenunterlegte Wertpapiere gegen britische Schatzwechsel einzutauschen. Für die Inanspruchnahme wurde ursprünglich eine Frist bis Ende Oktober 2008 angesetzt; diese wurde dann bis Ende Januar 2009 verlängert. Im Rahmen dieses Programms wurden illiquide Aktiva gegen Schatzwechsel im Wert von £ 185 Mrd. ($ 263 Mrd.) eingetauscht.

Zu dem späteren Anstieg des Absatzes von Emittenten in ganz Europa kam es im Anschluss an die Verschärfung der Finanzkrise nach dem Konkurs von Lehman Brothers im September 2008. In den nachfolgenden Monaten kündigten zahlreiche europäische Länder befristete Rettungsprogramme an, um die Banken zu stützen und die Kreditmärkte wieder in Gang zu bringen.c Der rasante und beträchtliche Anstieg des Absatzes hypothekenunterlegter Wertpapiere in den betreffenden Ländern fiel mit der Einführung dieser staatlichen Massnahmenpakete zusammen. Die Rettungsmassnahmen umfassten u.a. Programme zum Ankauf illiquider und notleidender Aktiva aus den Bankbilanzen durch den Staat (Deutschland, Spanien), Eintauschfazilitäten ähnlich wie das britische „Special Liquidity Scheme" (Italien, Spanien) sowie Staatsgarantien für Neuemissionen (Belgien, Deutschland, Italien, Spanien). Während die Flaute am Kreditmarkt insgesamt anhielt, erreichte der Anteil der hypothekenunterlegten Anleihen am gesamten Bruttoabsatz internationaler Anleihen Allzeithochs in Belgien (92%), Spanien (68%), Italien (56%) und Deutschland (33%) (Grafik A rechts).


1 S. D. Domanski und S. Ramaswamy, „Staatliche Rettungsprogramme für Banken", BIZ-Quartalsbericht, Dezember 2008, S. 22f des Kapitels „Überblick: Weltweite Finanzkrise löst beispiellose staatliche Massnahmen aus".