81. Jahresbericht 2010/11

BIS Annual Economic Report  | 
26. Juni 2011
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In ihrem 81. Jahresbericht schreibt die BIZ, dass sich die Lage der Weltwirtschaft verbessert hat. Trotzdem dürfen sich die öffentlichen Entscheidungsträger aber noch nicht zurücklehnen. Zahlreiche Nachwirkungen und Lehren der Finanzkrise erfordern immer noch Aufmerksamkeit. Der Jahresbericht analysiert die Herausforderungen für die Entscheidungsträger bei der Errichtung eines bleibenden Fundaments für nachhaltiges Wachstum und schlägt vor, wie diese Herausforderungen bewältigt werden können.

Übersicht über die Kapitel zur Wirtschaftsentwicklung

BIZ 81. Jahresbericht in Kapiteln

Im vergangenen Jahr hat sich die Lage der Weltwirtschaft weiter verbessert. Die aufstrebenden Volkswirtschaften verzeichnen ein starkes Wachstum, und die fortgeschrittenen Volkswirtschaften sind auf dem Weg zu einem selbsttragenden Aufschwung. Zurücklehnen dürfen sich die öffentlichen Entscheidungsträger aber deswegen noch nicht - zahlreiche Nachwirkungen und Lehren der Finanzkrise verlangen ihre Aufmerksamkeit. In vielen fortgeschrittenen Volkswirtschaften belasten nach wie vor hohe Schulden die privaten Haushalte sowie die Finanz- und sonstigen Unternehmen, und die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen hat kaum begonnen. Globale finanzwirtschaftliche Ungleichgewichte treten wieder zutage. Die vielerorts immer noch äußerst lockere Geldpolitik könnte die Preisstabilität schon sehr bald in Gefahr bringen. Die Regulierungsreform im Finanzsektor muss noch zu Ende geführt und vollständig umgesetzt werden. Nicht zuletzt sind die statistischen Daten und Analysemethoden, die als Frühwarnsystem für Anspannungen im Finanzsektor dienen sollten, nach wie vor unzureichend. Auf all diese Herausforderungen wird im diesjährigen Jahresbericht eingegangen. More...
Vor der Krise war das Wachstum in verschiedenen fortgeschrittenen Volkswirtschaften aufgrund unausgewogener und miteinander verknüpfter Entwicklungen nicht tragfähig. Die rasant steigende Verschuldung und der Höhenflug der Vermögenspreise führten dazu, dass sich der Immobilienwie auch der Finanzsektor aufblähten. Der Boom überdeckte zudem schwerwiegende langfristige Schwachstellen der öffentlichen Haushalte; wenn diese fiskalpolitischen Probleme nicht angepackt werden, könnten sie der Auslöser für die nächste Krise sein. Um es klar zu sagen: Die Marktturbulenzen rund um die Schuldenkrisen in Griechenland, Irland und Portugal sind nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was bevorstünde, wenn die Anleger ihr Vertrauen in die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen einer großen Volkswirtschaft verlieren würden. More...
Die weltweiten Leistungsbilanzungleichgewichte sind nicht verschwunden, und so besteht die Gefahr ungeordneter Wechselkursanpassungen und protektionistischer Reaktionen. Die Ungleichgewichte betreffen allerdings nicht nur die Leistungsbilanzen, sondern auch die Bruttokapitalströme. Diese sind heute weit größer als die Nettoströme, die gemeinhin mit der Leistungsbilanz in Verbindung gebracht werden; und sie sind womöglich noch gefährlicher, weil sie potenzielle Inkongruenzen in den Bilanzen schaffen und dazu führen, dass sich Schocks leicht über die Landesgrenzen hinweg ausbreiten können. Doch damit nicht genug: Grenzüberschreitende Finanzierungen erlauben sogar dann ein rasantes Kreditwachstum, wenn inländische Finanzierungsquellen fehlen. Kehren sich umfangreiche grenzüberschreitende Kapitalströme jedoch um - das hat uns die Erfahrung der letzten Jahre wieder vor Augen geführt -, kann dies dem Finanzsystem und letztlich auch der Realwirtschaft Schaden zufügen. More...
Für die Zentralbanken wiederum nehmen die Herausforderungen zu, während sie ihren lang anhaltenden akkommodierenden Kurs immer noch fortsetzen. Die weiterhin sehr niedrigen Zinssätze in den wichtigsten fortgeschrittenen Volkswirtschaften verzögern die notwendigen Bilanzanpassungen von privaten Haushalten und Finanzinstituten. Dadurch steigt auch die Gefahr, dass es wie vor der Finanzkrise erneut zu Verzerrungen kommt. Mit Blick auf eine stabile Zukunft ist es ganz wesentlich, dass der Versuch, die negativen Folgen der vergangenen Krise abzufedern, nicht den Boden für die nächste Krise bereitet. More...
Die Fortschritte bei der Regulierungsreform im Finanzsektor sind beeindruckend. In kurzer Zeit ist auf internationaler Ebene eine Einigung über höhere Eigenkapitalanforderungen und neue Liquiditätsstandards für Banken erzielt worden. Noch stehen aber einige zentrale Schritte bevor: die vollständige und zügige Umsetzung von Basel III, Beschlüsse über Maßnahmen gegen Systemrisiken aufgrund sehr großer, international tätiger Finanzinstitute und die Ausgestaltung von Liquidierungsverfahren, die eine geordnete Abwicklung dieser Finanzinstitute im Insolvenzfall ermöglichen. Doch die Ziele sind nicht in Stein gemeißelt, da die Risikobereitschaft wieder zunimmt und die Banken ihre Geschäftsmodelle an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Die Finanzaufsicht muss flexibel und wachsam sein, um die Risiken für die Finanzstabilität zu beobachten und zu begrenzen, auch wenn dies über den derzeitig regulierten Bereich hinausführt. More...
Die jüngste Finanzkrise hat Lücken bei den statistischen Daten und Analysemethoden für die Beurteilung von Systemrisiken aufgedeckt. Diese Lücken haben es den öffentlichen Entscheidungsträgern erschwert, Schwachstellen zu erkennen und zu beheben. Bei ihrer Arbeit müssen sie das Finanzsystem in seiner Gesamtheit, möglichst realitätsnah und aus unterschiedlichen Blickwinkeln analysieren. Grundlage dieser Analyse wären Sektorbilanzen und deren globale Verknüpfungen, was einen vermehrten Austausch von Einzelinstitutsdaten sowohl innerhalb eines Landes als auch über die Landesgrenzen hinweg bedingen würde. Bessere Daten und Analysemethoden werden künftige Krisen wohl nicht verhindern können. Erfahrungsgemäß sollte es öffentlichen Entscheidungsträgern wie auch Marktteilnehmern damit aber möglich sein, bisher unbekannte Schwachstellen als solche zu erkennen und neu entstehende Schwachstellen viel rascher als bisher auszumachen. More...