Nach der Rettung: Intensivstation verlassen und Reformen abschliessen

BIS Annual Economic Report  | 
28. Juni 2010
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Die Finanzkrise stellt die öffentlichen Entscheidungsträger vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere in den Industrieländern. Bei der Festlegung von Maßnahmen müssen sie eine mittel- bis langfristige Perspektive einnehmen, gleichzeitig sind sie aber mit einer nach wie vor schwachen und ungleichmäßigen Erholung konfrontiert. Die privaten Haushalte haben gerade erst begonnen, ihre Verschuldung abzubauen, und werden daher ihre Ausgaben weiterhin einschränken. Außerordentliche Stützungsmaßnahmen haben dazu beigetragen, die Ansteckungseffekte an den Märkten zu begrenzen und so das Schlimmste zu verhindern. Einige Maßnahmen jedoch verzögern die notwendigen Anpassungen der Realwirtschaft und des Finanzsektors, in dem der Abbau des Fremdfinanzierungsanteils und die Sanierung der Bilanzen bei Weitem nicht abgeschlossen sind. All dies beeinträchtigt nach wie vor das Vertrauen der Märkte. Verbleibende Schwachstellen des Finanzsystems zusammen mit den Nebenwirkungen der anhaltenden Intensivbehandlung drohen einen Rückfall des Patienten zu verursachen und die Reform bestrebungen zu untergraben.

Wirtschaftspolitische Stützungsmaßnahmen haben ihre Grenzen. Die jüngsten Reaktionen der Märkte haben gezeigt, dass die Fiskalpolitik in etlichen Ländern bereits an diese Grenzen gestoßen ist. Unverzügliche und kurzfristig orientierte Konsolidierungsmaßnahmen sind in einer Reihe von Industrieländern erforderlich. Diese müssen von Strukturreformen flankiert werden, die das Wachstum fördern und die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen sicherstellen. Für die Geldpolitik ist - ungeachtet der ungewissen Wirtschaftsaussichten und der niedrigen Kerninflation in den wichtigsten fortgeschrittenen Volkswirtschaften - die Einsicht wichtig, dass eine zu lange Niedrigzinsphase mit umfassender Liquiditätsbereitstellung zu Verzerrungen und zu Risiken für die Finanz- und die Währungsstabilität führt.

Die grundlegende Reform des Finanzsystems muss zum Abschluss gebracht werden, um das System auf ein solideres Fundament zu stellen, das in der Zukunft zu einem hohen nachhaltigen Wachstum beiträgt. Vor allem sollte diese Reform eine wirksamere Regulierung und Aufsicht als Bestandteil eines integrierten wirtschaftspolitischen Handlungsrahmens hervorbringen. Ein neues globales Regelwerk für Finanzstabilität sollte Elemente aus Regulierung, Aufsicht und Wirtschaftspolitik miteinander verbinden. Unterstützt von soliden institutionellen Strukturen und internationaler Zusammenarbeit würde ein solches Regelwerk dazu beitragen, die gemeinsamen Ziele von Finanz- und Wirtschaftsstabilität zu erreichen.