78. Jahresbericht 2007/08

BIS Annual Economic Report  | 
30. Juni 2008
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Der Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich über das 78. Geschäftsjahr (1. April 2007 - 31. März 2008) wurde der ordentlichen Generalversammlung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich am 30. Juni 2008 in Basel vorgelegt.

BIZ 78. Jahresbericht in Kapiteln

Nach mehreren Jahren kräftigen Wachstums der Weltwirtschaft, niedriger Inflation und stabiler Finanzmärkte verschlechterte sich die Lage im Berichtszeitraum rasant. Besonders bemerkenswert war das Auftreten der Turbulenzen am US-Markt für Subprime-Hypotheken: Sie griffen sehr rasch auf viele andere Finanzmärkte über und weckten schließlich Zweifel an der Angemessenheit der Eigenkapitalausstattung einiger großer US und europäischer Banken. Gleichzeitig verlangsamte sich das Wachstum in den USA infolge von Rückschlägen am Wohnimmobilienmarkt deutlich, und die Inflation stieg weltweit beträchtlich an, insbesondere unter dem Einfluss höherer Rohstoffpreise. More...
Seit dem zweiten Halbjahr 2007 hat sich das Wachstum der Weltwirtschaft vor dem Hintergrund der Finanzmarktturbulenzen und eines sich vertiefenden Abschwungs der US-Wirtschaft verlangsamt. Zugleich nahm die globale Inflation zu, wobei starke Steigerungen bei den Preisen für Energie und wichtige Nahrungsmittel die Entwicklung anführten. Derzeit herrscht immer noch die Meinung vor, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft 2008 nur moderat weiter verlangsamen wird. Bis ins erste Quartal hinein entsprach die Entwicklung grosso modo dieser Meinung, da das Wachstum im Euro-Raum, in Japan und in den wichtigsten aufstrebenden Volkswirtschaften robust blieb. More...
Das Wachstum in den aufstrebenden Volkswirtschaften war im vergangenen Jahr abermals deutlich stärker als in der übrigen Welt. Dank erneut zunehmender Leistungsbilanzüberschüsse und dank Kapitalzuflüssen waren die Fremdwährungszuflüsse im Jahr 2007 beträchtlich. Dennoch haben die potenziellen Folgewirkungen der Turbulenzen an den wichtigsten Finanzmärkten das Risiko einer konjunkturellen Abkühlung in den aufstrebenden Volkswirtschaften erhöht. Zudem überschritt die Inflation in jüngster Zeit in vielen aufstrebenden Volkswirtschaften die Zielwerte, was auf den steilen Anstieg der Öl und Nahrungsmittelpreise zurückzuführen ist. Wie in den fortgeschrittenen Industrieländern stellen diese gegenläufigen Entwicklungen die Geldpolitik auch hier vor ein erhebliches Dilemma. Zu zusätzlichen Komplikationen führten Bemühungen, die Währungsaufwertung zu bremsen, da sie in einer Reihe von aufstrebenden Volkswirtschaften mit einer kräftigen Expansion der Währungsreserven und des Kreditvolumens verbunden waren. More...
Die Geldpolitik in den fortgeschrittenen Industrieländern stand im Berichtszeitraum vor zwei gegensätzlichen Herausforderungen. Einerseits drohten die Spannungen an den Finanzmärkten über eine Verschärfung der Kreditkonditionen und einen Vertrauensverlust auf die Realwirtschaft überzugreifen. Andererseits drohte der Inflationsdruck, der von steigenden Rohstoffpreisen sowie der hohen Kapazitätsauslastung und der angespannten Lage am Arbeitsmarkt in vielen Ländern ausging, die längerfristigen Inflationserwartungen zu beeinflussen. Diese Herausforderungen kamen in den einzelnen Ländern und Regionen unterschiedlich stark zum Tragen, wodurch sich die verschiedenen Herangehensweisen der Zentralbanken zumindest zum Teil erklären. Die Federal Reserve z.B. reagierte entschlossen und senkte den Tagesgeldzielsatz insgesamt von 5,25% auf 2%, während die EZB und die Bank of Japan ihre Leitzinssätze unverändert ließen. More...
Im zweiten Halbjahr 2007 stieg die Volatilität an den Devisenmärkten erheblich an und ist seither hoch geblieben. Damit einher gingen ein beschleunigter Wertverlust des US-Dollars sowie eine beträchtliche Aufwertung des Euro, des Yen und des Schweizer Frankens. Da Carry-Trades an Reiz verloren, wurden Unterschiede in der erwarteten Konjunkturentwicklung wichtiger für die Marktstimmung als das herrschende Zinsniveau. Einige aufstrebende Volkswirtschaften steuerten die Entwicklung ihrer Währung weiterhin mit Mitteln der Wechselkurspolitik, doch die Rohstoffpreise und spezifische Trends der Kapitalströme übten ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Wechselkurse aus. More...
Von Juni 2007 bis Mitte Mai 2008 wuchs sich die Besorgnis über Verluste aus US-Subprime-Hypothekenkrediten zu weitreichenden Anspannungen im Finanzsektor aus. Was anfänglich als begrenztes Problem erschien, übertrug sich schnell auf andere Segmente des Kreditmarktes und auf die Finanzmärkte insgesamt mit der Folge, dass in großen Teilen des Finanzsystems erhebliche Funktionsstörungen auftraten. Eine rasant steigende Liquiditätsnachfrage löste in Verbindung mit wachsenden Bedenken bezüglich des Kontrahentenrisikos einen beispiellosen Druck an den wichtigsten Interbankmärkten aus. Zugleich brachen die Anleiherenditen in den fortgeschrittenen Industrieländern ein, da die Anleger aus Sorge über eine mögliche Konjunkturabschwächung Sicherheit suchten. Die Aktienmärkte in den fortgeschrittenen Industrieländern waren ebenfalls geschwächt, wobei Finanztitel besonders stark von einer Verkaufswelle betroffen waren. Die Finanzmärkte aufstrebender Volkswirtschaften boten einen Lichtblick, denn sie zeigten sich - im Unterschied zu früheren Phasen allgemeiner Marktschwäche - widerstandsfähiger als die Märkte der fortgeschrittenen Industrieländer. More...
Mehrere Jahre des Wachstums und erhöhter Rentabilität für die Finanzinstitute fanden im Berichtszeitraum ein jähes Ende, als sich Spannungen, die hauptsächlich von Engagements am Wohnimmobilienmarkt ausgingen, auf das gesamte Finanzsystem ausweiteten. Was als Problem des US-Subprime-Hypothekenmarktes begonnen hatte, entwickelte sich zu einer Quelle massiver Verluste für Finanzinstitute auf der ganzen Welt, die derartige Wertpapiere hielten. Die Unsicherheit über die Höhe und Verteilung der Verluste wurde durch die Komplexität der im Verbriefungsprozess verwendeten neuen Strukturen noch verstärkt. Eine Einschränkung der Risikoübernahme hatte Illiquidität zur Folge, wodurch Schwachstellen in den Refinanzierungsvorkehrungen vieler Finanzinstitute sichtbar wurden. Die Spannungen kulminierten im Beinahezusammenbruch bedeutender Finanzinstitute, der den öffentlichen Sektor zum Eingreifen veranlasste, um mögliche systemweite Erschütterungen infolge eines unkontrollierten Kollabierens zu verhindern. More...
Nach einem lang anhaltenden kreditinduzierten Aufschwung ist es eigentlich nicht überraschend, wenn es zu Turbulenzen an den Finanzmärkten, einer Verlangsamung des realen Wachstums und vorübergehend steigender Teuerung kommt. Die wesentlichen Fragen, die sich zum jetzigen Zeitpunkt stellen, betreffen das Ausmaß dieser einzelnen Trends, so wie sie gegenwärtig zu beobachten sind, und ihre möglichen Wechselbeziehungen. Eine solche Wechselwirkung ist zwar schwierig vorherzusagen, doch scheint sie tatsächlich auf einen tieferen und längeren weltweiten Abschwung hinzuweisen, als offenbar allgemein erwartet wird. Gleichzeitig könnte sich der Inflationsdruck insbesondere in aufstrebenden Volkswirtschaften ebenfalls als unerwartet stark und persistent erweisen. Ein wichtiger Faktor für die Inflationsaussichten dürfte überall die Lohnentwicklung sein, aber in einigen Ländern könnte auch der Einfluss einer abwertenden Währung auf die Preise im Inland eine unwillkommene Rolle spielen. More...
Dieses Kapitel skizziert die interne Organisation und die Führungsstruktur der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und blickt auf die Tätigkeit der Bank und der bei ihr angesiedelten internationalen Gremien im vergangenen Geschäftsjahr zurück. Im Mittelpunkt stehen dabei die Förderung der Zusammenarbeit unter Zentralbanken und anderen Instanzen aus dem Finanzbereich sowie die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für Zentralbankkunden. More...