Die Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft verzeichnete 2005 ein starkes Wachstum, während die Inflation gedämpft blieb. Damit wurden die optimistischen Prognosen von Anfang 2005 noch übertroffen, und dies ungeachtet der widrigen Umstände, die sich aus Veränderungen des makroökonomischen Umfelds ergaben. Erstens war nach wie vor kaum Inflationsdruck zu spüren, obwohl die Rohstoffpreise vor dem Hintergrund der im dritten Jahr in Folge kräftig expandierenden Weltwirtschaft weiter stiegen. Zweitens bewahrte die US-Wirtschaft trotz des Energiepreisanstiegs und gravierender Schäden infolge von Wirbelstürmen eine beträchtliche Dynamik. Drittens blieben die Finanzierungsbedingungen weltweit ausgesprochen wachstumsfördernd, obgleich die akkommodierende geldpolitische Ausrichtung in den USA und - in geringerem Maße - im Euro-Raum schrittweise zurückgeführt wurde. Viertens schließlich ließen sich die Finanzmärkte trotz der weiteren massiven und unerwarteten Verschlechterung der US-Leistungsbilanz während des Jahres nicht aus der Ruhe bringen.
Der Konsens der Prognosen für 2006 ist, dass das kräftige globale Wachstum anhält und die Inflation weltweit niedrig bleibt. Das sich aufhellende Geschäftsklima und eine geringe bzw. abnehmende Arbeitslosigkeit untermauern diese optimistische Einschätzung der kurzfristigen Wachstumsperspektiven. Allerdings bringt der gegenwärtige globale Aufschwung auch mehrere weniger positive Entwicklungen mit sich: Die öffentlichen Haushalte weisen erhebliche Defizite aus, die Sparquote der privaten Haushalte befindet sich in einigen fortgeschrittenen Volkswirtschaften auf einem Niveau, das auf Dauer zu tief erscheint, die Investitionsquote der Unternehmen ist nach wie vor niedrig, und die weltweiten Leistungsbilanzungleichgewichte sind so groß wie nie zuvor. Gleichzeitig herrscht größere Unsicherheit über die Inflationsaussichten, da die ölpreise neue Rekordstände erreicht haben und sich die Produktionslücken in vielen Ländern verengen oder gar schließen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die globalen disinflationären Kräfte, die durch die Integration wichtiger aufstrebender Volkswirtschaften in die Weltwirtschaft entstanden sind, fortbestehen werden.