75. Jahresbericht 2004/05

BIS Annual Economic Report  | 
27. Juni 2005
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Der Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich über das 75. Geschäftsjahr (1. April 2004 - 31. März 2005) wurde der ordentlichen Generalversammlung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich am 27. Juni 2005 in Basel vorgelegt.

BIZ 75. Jahresbericht in Kapiteln

In den vergangenen beiden Jahrzehnten lassen sich mehrere Trends in der Weltwirtschaft ausmachen. Eine niedrigere und weniger volatile Inflation sowie ein höheres und ebenfalls weniger stark schwankendes Produktionswachstum waren begrüßenswerte Entwicklungen. Weniger willkommen waren die zunehmenden binnen- und außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte. Erstere führten vermehrt zu Phasen finanzieller Anspannungen, die oft mit einem raschen Anstieg des Kreditvolumens, der Vermögenspreise und der Anlageinvestitionen einhergingen. All diese Trends sind das Ergebnis dreier grundlegender Strukturveränderungen: der fortschreitenden Liberalisierung in der globalen Wirtschaft, des Entstehens vollständigerer Finanzmärkte und des größeren Augenmerks der Zentralbanken auf niedrige Inflation. Auch im Berichtsjahr wurden ein starkes Wachstum und niedrige Inflationsraten erzielt, die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte blieben aber ebenfalls bestehen. Die Finanzmärkte wiesen weiterhin Anzeichen einer überbeanspruchung auf, worin das Renditestreben angesichts der äußerst tiefen Leitzinsen zum Ausdruck kam, und die Preise für Wohneigentum erreichten in vielen Ländern neue Höchststände. More...
Die Weltwirtschaft wuchs 2004 kräftig, unterstützt durch eine expansive Geldpolitik und ungewöhnlich günstige Finanzierungsbedingungen. Drastisch steigende Rohstoffpreise hatten zwar keinen generellen Inflationsdruck zur Folge, trugen jedoch gegen Ende des Jahres zu einer Mäßigung der weltweiten Auftriebskräfte bei. Nach dem synchron verlaufenen Aufschwung im ersten Halbjahr 2004 weiteten sich die Wachstumsdifferenziale erneut aus, da sich die Expansion in den rohstoffimportierenden Ländern - mit den USA und China als wichtigen Ausnahmen - abschwächte, während die Rohstoffexporteure im Allgemeinen ein unvermindert rasches Wachstum verzeichneten. More...
Im Berichtsjahr wurde in allen wichtigen aufstrebenden Regionen ein überraschend kräftiges Wachstum verzeichnet, dem ein ausgewogeneres Verhältnis von Auslands- und Inlandsnachfrage zugrunde lag. Durch das rasche Wachstum geriet die Versorgung mit vielen kritischen Rohstoffen wie öl unter Druck, die höheren Rohstoffpreise hatten aber keinen ausgeprägten Wiederanstieg der Inflation zur Folge. Die Zinssätze blieben in Asien und anderen Regionen niedrig. More...
Vor dem Hintergrund eines weiterhin kräftigen Wirtschaftswachstums in den USA und der Gefahr eines sich aufbauenden Inflationsdrucks begann die Federal Reserve, die geldpolitische Lockerung durch eine Reihe maßvoller Erhöhungen des Tagesgeldzielsatzes zurückzunehmen. Die EZB veränderte ihren Leitzins nicht, weil das unterdurchschnittliche Wirtschaftswachstum und die Aufwertung des Euro den Inflationsdruck weiterhin dämpften. Die Bank of Japan behielt ihre Nullzinspolitik bei, denn die hemmenden Einflüsse in der Wirtschaft und im Finanzsektor waren so stark, dass kein Ende der Deflation in Sicht war. Die Umsetzung der quantitativen Lockerung wurde durch eine sich ändernde Liquiditätsnachfrage erschwert. Alles in allem blieb der geldpolitische Kurs in den G3 im Berichtszeitraum somit akkommodierend. More...
Der fortgesetzte allgemeine Wertverlust des US-Dollars und seine anschließende teilweise Erholung waren die bestimmenden Faktoren an den Devisenmärkten. 2004 wertete der Dollar gegenüber dem Euro, dem Yen und einigen anderen Währungen mit frei schwankenden Wechselkursen wiederum ab. Neu war, dass der Dollar im vergangenen Jahr auch gegenüber mehreren Währungen aufstrebender Volkswirtschaften in Asien an Boden verlor. Seit Januar 2005 hat sich der Abwärtstrend des Dollars allerdings teilweise umgekehrt. Die Bewegungen der Wechselkurse schienen vor allem von drei Faktoren bestimmt: erstens vom Augenmerk der Marktteilnehmer auf das sich ausweitende US-Leistungsbilanzdefizit und einen angeblichen Wandel in der Währungszusammensetzung der Portfolios asiatischer Zentralbanken, zweitens von den sich verschiebenden Erwartungen bezüglich des relativen Wirtschaftswachstums und der Zinsentwicklung sowie drittens von der Akkumulierung von Währungsreserven in Asien. More...
Trotz der deutlichen Straffung der US-Geldpolitik wurden die Bedingungen an den globalen Finanzmärkten im Berichtsjahr lockerer. Die langfristigen Zinssätze an den wichtigsten Märkten sanken, die Aktienkurse legten zu, und die Kreditrisikoprämien gingen zurück. Anleger an den Kredit- und Aktienmärkten beurteilten die Unternehmensgewinne und die gesamtwirtschaftlichen Aussichten positiv, unterstützt von einer beträchtlichen Verbesserung der Fundamentaldaten. An den Kreditmärkten dürften die strukturellen Veränderungen, die zu vereinfachter Absicherung und mehr Liquidität geführt haben, ebenfalls zu dem niedrigen Niveau der Risikoprämien beigetragen haben. Zu einem wichtigen Teil war es auch die größere Risikobereitschaft der Anleger, die sich günstig auf die Aktien- und Kreditbewertungen auswirkte. Das Zusammentreffen von niedrigen Renditen, offenbar robustem Wirtschaftswachstum und steigenden Leitzinsen gab den Beobachtern einige Rätsel auf. Gedämpfte Inflationserwartungen und geringere Unsicherheit über den Kurs der Geldpolitik hielten die Renditen ebenfalls niedrig. Möglicherweise spielten auch eher technische Faktoren hinsichtlich Angebot und Nachfrage eine Rolle. More...
Banken und Versicherungsgesellschaften in den Industrieländern verbesserten im Berichtsjahr ihre Ertragslage. Geringere Kosten, günstigere Kreditbedingungen und solide Einnahmen aus dem Privatkundengeschäft trugen zu höheren Gewinnen bei. Strukturelle Fortschritte führten auch in Ländern, die in der Vergangenheit unter Druck geraten waren, zu einer verbesserten Ertragslage. Das Renditestreben drückte weiterhin auf die Kreditrisikoprämien an den Kreditmärkten, und die Risikoübernahme durch Investmentbanken hielt an, gestützt durch liquide Refinanzierungsbedingungen. Die Hedge-Fonds verzeichneten hohe Mittelzuflüsse, während die Renditen rückläufig waren. More...
Die Weltwirtschaft entwickelte sich in dem Ende März 2005 abgeschlossenen Geschäftsjahr sehr erfreulich. Erste beunruhigende Zeichen weckten jedoch Erinnerungen an den Inflationsdruck, der in den späten 1960er Jahren aufgekommen war. Glücklicherweise ergibt eine genauere Analyse genügend Unterschiede und Hinweise auf gelernte Lektionen, dass sich die Geschichte wohl nicht wiederholen wird. Die Unterschiede zur damaligen Zeit lassen jedoch einige Rückschlüsse auf potenzielle künftige Probleme zu. Binnen- und außenwirtschaftliche Ungleichgewichte, die in wichtigen strukturellen Veränderungen der Weltwirtschaft begründet sind, könnten sich mit potenziell gravierenden Folgen auflösen. Scheinbar naheliegende Lösungen für die einzelnen Länder stehen insgesamt betrachtet oft im Widerspruch zueinander. Dies wirft die Frage auf, ob in der gegenwärtigen Situation nicht kooperative Lösungen sinnvoll wären. Diejenigen, die unerwünschte Wechselwirkungen von an sich begrüßenswerten strukturellen Veränderungen fürchten, fragen, ob konsequenterweise nicht auch der grundlegende Handlungsrahmen angepasst werden müsste. Vorschläge für ein Gesamtkonzept für die Finanzstabilität auf nationaler wie auf internationaler Ebene können vorgelegt werden. Auf internationaler Ebene wird ein solches Konzept angesichts der jeweiligen nationalen Interessen jedoch sehr viel schwieriger umzusetzen sein. More...
Dieses Kapitel gibt einen überblick über die Rolle der BIZ in der internationalen Zusammenarbeit zur Förderung der Währungs- und Finanzstabilität. Es beschreibt den institutionellen Rahmen dieser Zusammenarbeit sowie die damit verbundenen Aktivitäten, die das vergangene Jahr prägten. 2005 feiert die Bank ihr 75-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass zeigt sie zum ersten Mal eine öffentliche Ausstellung, hat ein Buch zur Geschichte der Zusammenarbeit unter Zentralbanken herausgegeben und veranstaltet eine wissenschaftliche Konferenz. More...