Agustín Carstens: Behörden sollten bereit sein, in Sachen Kryptowährungen tätig zu werden

Pressemitteilung  | 
6. Februar 2018

Die Behörden müssen bereit sein, gegen die invasive Verbreitung von Kryptowährungen tätig zu werden, um Verbraucher und Anleger zu schützen, meint der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustín Carstens.

In einem Vortrag zum Thema "Money in the digital age: what role for central banks?" sagte Agustín Carstens, dass Geld, um seinen Wert zu halten, von Institutionen garantiert werden müsse, die rechenschaftspflichtig sind und das Vertrauen der Öffentlichkeit genießen. Dabei seien die Zentralbanken von entscheidender Bedeutung.

"Der meteorhafte Aufstieg von Kryptowährungen sollte nicht vergessen machen, dass die Zentralbanken als Hüter des öffentlichen Vertrauens eine wichtige Rolle spielen", erklärte Agustín Carstens anlässlich seines Vortrags in Frankfurt, der gemeinsam vom Forschungszentrum SAFE (Sustainable Architecture for Finance in Europe), dem Center for Financial Studies und der Deutschen Bundesbank organisiert wurde. "Private digitale Tokens, die unter dem Deckmantel von Währungen zirkulieren, dürfen dieses Vertrauen nicht untergraben."

Neue Technologien seien durchaus vielversprechend, beispielsweise was die Erhöhung der Effizienz von Zahlungssystemen anbelangt. Doch es brauche keine neuen Währungen, um dieses Versprechen einzulösen. Die Behörden hätten die Pflicht zu verhindern, dass technische Fortschritte dazu genutzt werden, Gewinne aus illegalen Tätigkeiten reinzuwaschen. Sie seien auch verpflichtet, für den Schutz und die Bildung von Verbrauchern und Anlegern zu sorgen, so Agustín Carstens. Sie müssten zudem gewährleisten, dass Kryptowährungen sich nicht so weit etablieren, dass sie die Finanzstabilität gefährden.

"Neue Technologie ist nicht gleichzusetzen mit besserer Technologie oder wirtschaftlichem Fortschritt", meinte Agustín Carstens.

"Dies gilt eindeutig für Bitcoin: Was vielleicht ursprünglich als alternatives Zahlungssystem ohne staatliche Beteiligung gedacht war, ist inzwischen zu einer Mischung aus Finanzblase, Ponzi-System und Umweltkatastrophe geworden."

Große Kursschwankungen, hohe Transaktionskosten und mangelnder Verbraucher- und Anlegerschutz machten Kryptowährungen unsicher und ungeeignet, die Funktion von Geld als gemeinsames Zahlungsmittel, Wertaufbewahrungsmittel und Recheneinheit zu erfüllen.

Zentralbanken und Finanzbehörden sollten ihr Augenmerk insbesondere auf die Verknüpfungen von Kryptowährungen und realen Währungen richten und dafür sorgen, dass Kryptowährungen nicht zu Parasiten der institutionellen Infrastruktur des gesamten Finanzsystems werden. Um einheitliche Wettbewerbsbedingungen für alle Teilnehmer an den Finanzmärkten sicherzustellen, sollte der Zugang zu rechtmäßigen Bank- und Zahlungsverkehrsdienstleistungen auf jene Börsen und Produkte beschränkt werden, welche die anerkannten hohen Standards erfüllen, sagte Agustín Carstens.

"Das bedeutet ,gleiche Risiken, gleiche Regeln'. Und zwar ohne Ausnahme", sagte er.