Devisenhandel für Privatkunden

(Auszug S. 17 des Kapitels "Die Struktur der globalen Devisenmärkte aus Sicht der Zentralbankerhebung 2013" des BIZ-Quartalsberichts vom Dezember 2013)

Ende der 1990er Jahre war der Devisenhandel hauptsächlich grossen Unternehmen und Finanzinstituten vorbehalten. Die Banken stellten kleinen Privatanlegern überteuerte Transaktionskosten in Rechnung, mit der Begründung, dass das Volumen ihrer Devisen-geschäfte zu klein sei, um wirtschaftlich interessant zu sein. Dies änderte sich um 2000 herum, als auf Privatkunden ausgerichtete Plattformen (z.B. FXCM und OANDA) begannen, Online-Margin-Konten für Privatanleger anzubieten und Echtzeit-Kursnotierungen von Grossbanken und EBS zu streamen. Ihr Geschäftsmodell bestand darin, viele kleine Geschäfte zu bündeln und am Interdealer-Markt zu platzieren. Aufgrund des deutlich grösseren Transaktions-volumens waren Händler jetzt bereit, diesen „retail aggregators" (s. Glossar) Liquidität zu attraktiven Preisen bereitzustellen.

Seitdem ist der Devisenhandel unter Privatkunden schnell gewachsen. Neue Aufschlüs-selungen aus der Zentralbankerhebung 2013 zeigen, dass der Handel unter Privatkunden für 3,5% des gesamten Umsatzes bzw. 3,8% des Umsatzes im Kassageschäft verantwortlich ist. Die grössten von Privatkunden generierten Volumina finden sich absolut betrachtet in den USA und Japan. Japan, das über einen sehr aktiven Privatkundenmarkt verfügt, ist dabei eindeutig führend im Kassageschäft (Grafik A links). Im April 2013 machte der Handel unter Privatkunden in Japan 10% des gesamten Umsatzes und 19% des Umsatzes im Kassageschäft aus. Privatanleger unterscheiden sich von institutionellen Anlegern in ihren Handelsstrategien. Sie neigen dazu, relativ illiquide Währungspaare direkt zu handeln, statt über eine Vehikelwährung zu gehen (Grafik A rechts).1

Die Zahlen der Zentralbankerhebung 2013 für den Privatkundenmarkt fallen geringer aus als die von King und Rime (2010) ermittelten Daten, die auf vereinzelten Hinweisen basierten. Definitionsgemäss erfasst die Zentralbankerhebung nur Geschäfte von Privat­kunden, die letztlich bei Händlern direkt oder indirekt über „retail aggregators" eingehen. Geschäfte, die auf der Plattform glattgestellt werden, werden nicht erfasst. Dies dürfte aller­dings kein grosses Problem sein, da Privatkunden-Plattformen nur einen begrenzten Spielraum für das Glattstellen von Geschäften bieten.2 Die Abgrenzung des Privatkundengeschäfts wird zudem immer undeutlicher. Regulatorische Änderungen (z.B. Begrenzungen bei der Fremdfinanzierung von Margin-Konten für Privatanleger) in Ländern wie den USA haben das Wachstum im Privatkundensegment gebremst und einige Plattformen veranlasst, sich gezielt auf professionelle Anleger auszurichten (z.B. kleine Hedge-Fonds). Ferner lassen die zuletzt schwachen Erträge aus beliebten Strategien wie Momentum-Trading und Carry-Trades vermuten, dass das Wachstum im Privatkundensegment nachgelassen hat.

 

1 Um beispielsweise einen Carry-Trade zu tätigen, gehen sie direkt eine Long-Position in NZD/JPY ein, und nicht sowohl eine Long-Position in NZD/USD als auch eine Short-Position in JPY/USD.

2 Die interne Glattstellung spielt für grosse Händler bedeutender Währungspaare, bei denen der Anteil der internen Glattstellung 75-85% betragen kann, eine wichtige Rolle. Bei Privatkunden-Plattformen mit geringeren Zuflüssen in überwiegend kleineren Währungen ist der Spielraum für interne Glattstellung allerdings beschränkt. Berichten zufolge hat sogar ein liquides Währungspaar wie GBP/USD eine interne Glattstellungsquote von lediglich 15-20%, was darauf hindeutet, dass der Spielraum für eine interne Glattstellung von beispielsweise JPY/ZAR deutlich kleiner ist. Die internen Glattstellungsquoten können je nach Privatkunden-Plattform und Land beträchtlich variieren, dürften 50% aber kaum je überschreiten.