Geldpolitik in den fortgeschrittenen Industrieländern

BIS Annual Economic Report  | 
26. Juni 2006

Die Ausrichtung der Geldpolitik in den G3-Volkswirtschaften blieb grundsätzlich akkommodierend, im Berichtszeitraum kam es aber zu einigen Straffungen. Da sich zunehmend Preisdruck abzeichnete, straffte die Federal Reserve ihre Geldpolitik in jeweils aufeinanderfolgenden Zinsschritten weiter. Die EZB begann ihren Leitzins anzuheben, da die Inflation die Zielbandbreite überschritt und die Konjunktur an Fahrt gewann; darüber hinaus verstärkten die Geldmengen-, Kredit- und Vermögenspreisentwicklungen die Besorgnis über die längerfristige Preisstabilität. Bei nachlassendem Deflationsdruck gab die Bank of Japan das Ende der unkonventionellen quantitativen Lockerung bekannt, beließ ihren Leitzins jedoch zunächst unverändert bei null. Außerdem führte sie einen "Ansatz der zwei Perspektiven" ein, der zwischen kurz- und langfristigen Risiken für die Preisstabilität unterscheidet. Bei den kleineren Industrieländern mit Inflationsziel gab es größere Unterschiede in der Geldpolitik, wobei die meisten Zentralbanken ihren Kurs verschärften. Erneut wurde das geldpolitische Umfeld stark von außenwirtschaftlichen Entwicklungen geprägt. Hohe Preise für Öl und andere Rohstoffe schürten Bedenken über beunruhigende Zweitrundeneffekte für die Inflation, während Billigimporte von Konsumgütern zugleich die Wahrscheinlichkeit erhöhten, dass die Kerninflation die Zielvorgaben unterschritt.

In einem gesonderten Abschnitt wird näher auf die Bedeutung der stärkeren globalen Integration ("Globalisierung") für die Durchführung der Geldpolitik eingegangen. Seit ungefähr einem Jahrzehnt unterstützt die Globalisierung die weltweite Rückführung der Inflation. Sie hat aber auch die Geldpolitik erschwert, indem sie das geldpolitische Umfeld in verschiedener Hinsicht verändert, die traditionellen Orientierungsgrößen der Geldpolitik beeinflusst und den Spielraum der geldpolitischen Entscheidungsträger eingeschränkt hat. Vor dem Hintergrund dieser Trends werden die Herausforderungen für die Geldpolitik erörtert.