BIZ-Quartalsbericht März 2016: Turbulenzen lösen angespannte Ruhe ab

Pressemitteilung  | 
6. März 2016

Seit Jahresbeginn versetzen Sorgen um das Wachstum in China und in anderen aufstrebenden Volkswirtschaften die Märkte in Unruhe. Auch Bedenken über die Solidität großer globaler Banken spielen eine Rolle.

"Das Spannungsverhältnis zwischen der Ruhe an den Märkten und den grundlegenden wirtschaftlichen Schwachstellen musste sich irgendwann auflösen. Diese Auflösung dürfte im ersten Quartal 2016 eingesetzt haben," erklärte Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung.

Der BIZ-Quartalsbericht vom März 2016:

  • beleuchtet die Turbulenzen an den Finanzmärkten, ihre Ursachen und ihre Ausbreitung seit Anfang 2016.
  • zeigt auf, wie sich die internationalen Finanzierungsströme im zweiten Halbjahr 2015 verringert haben, was womöglich auf einen Wendepunkt bei der globalen Liquidität hindeutet. Die grenzüberschreitenden Bankforderungen an aufstrebende Volkswirtschaften waren im dritten Quartal rückläufig, und die ausstehenden internationalen Schuldtitel verzeichneten im vierten Quartal einen Rückgang um $ 47 Milliarden, den größten seit drei Jahren. Der Nettoabsatz von Schuldtiteln aufstrebender Volkswirtschaften veränderte sich in der zweiten Jahreshälfte kaum.
  • bietet einen alternativen Erklärungsansatz für den Rückgang der grenzüberschreitenden Bankkreditvergabe an China, der ausschlaggebend war für die sinkenden grenzüberschreitenden Forderungen an aufstrebende Volkswirtschaften. Die im Bericht vorgestellte Analyse zeigt, dass die Abflüsse letztlich auf einen Abbau von Offshore-Renminbi-Einlagen und die Tilgung von Fremdwährungsschulden chinesischer Unternehmen sowohl grenzüberschreitend als auch innerhalb Chinas zurückzuführen waren.

"Dass Offshore-Renminbi-Einlagen abgebaut werden und gleichzeitig chinesische Unternehmen ihre Fremdwährungsschulden tilgen, ist auf die Auflösung von Carry-Trades zurückzuführen und erklärt den Abwertungsdruck auf die chinesische Währung," meinte Hyun Song Shin, Volkswirtschaftlicher Berater und Leiter Wirtschaftsforschung. „Dadurch wird auch deutlich, warum in Zeiten finanzieller Anspannungen der Preis, zu dem der Renminbi offshore gehandelt wird, unter dem Onshore-Preis liegt."

Vier Feature-Artikel befassen sich mit einer Reihe ökonomischer, finanzmarktbezogener und wirtschaftspolitischer Fragen:

  • Morten Bech und Aytek Malkhozov (BIZ)* stellen fest, dass leicht negative Leitzinsen bisher in ähnlicher Weise auf die Geldmärkte durchwirken wie positive Leitzinsen. Doch der Effekt negativer Leitzinsen auf die wichtigsten Diskontsätze der Banken ist uneinheitlich, und es besteht große Unsicherheit darüber, wie sich private und institutionelle Kunden verhalten werden, wenn die Leitzinsen noch stärker in den negativen Bereich sinken bzw. über längere Zeit negativ bleiben.
  • Dietrich Domanski, Michela Scatigna und Anna Zabai (BIZ)* untersuchen die jüngsten Entwicklungen bei der Ungleichheit des Vermögens privater Haushalte. Ihre Simulation lässt darauf schließen, dass die Vermögensungleichheit in den von der Großen Finanzkrise am stärksten betroffenen fortgeschrittenen Volkswirtschaften zugenommen hat. In dem Maße, wie die Geldpolitik die Vermögenspreise beflügelt hat, dürfte sie gegenläufige Effekte auf die Ungleichheit ausgelöst haben: einen reduzierenden Effekt, weil sie zu höheren Wohnimmobilienpreisen führte, und einen steigernden Effekt, weil sie die Aktienkurse in die Höhe trieb.
  • Patrick McGuire und Goetz von Peter (BIZ)* untersuchen die Ursachen des Rückgangs bei der Bankkreditvergabe während und nach der Großen Finanzkrise und stellen fest, dass Banken, die durch inländische Finanzierungen gestützte Kredite gewährten, in der Zeit nach der Krise die größte Widerstandsfähigkeit gezeigt haben.
  • Anhand von Daten einer neueren Umfrage bei den wichtigsten Handelsplattformen beleuchten Morten Bech, Anamaria Illes, Ulf Lewrick und Andreas Schrimpf (BIZ)* den vermehrten Einsatz des elektronischen und automatisierten Handels an den Festzinsmärkten. Eine wichtige Neuerung ist der zunehmende elektronische Handel bei den Unternehmensanleihen, dessen Volumen sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt hat.

* Namentlich gezeichnete Artikel geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit dem Standpunkt der BIZ deckt.